Die dramatische Austrocknung und Verschmutzung von Seen auf der ganzen Welt führt zum Verlust von sauberem Trinkwasser. Auf der internationalen Welt-Seen-Konferenz in Nairobi haben Experten darüber nachgedacht, wie diese Entwicklung gestoppt werden kann.
Der blaue Planet mit begrenztem Trinkwasser
Obwohl die Erde zu drei Vierteln mit Wasser bedeckt ist und wir auf dem “blauen Planeten” leben, ist der größte Teil des Wassers salzig und für uns ungenießbar. Von 100 Litern Wasser sind nur drei Liter Süßwasser verfügbar, und der Großteil davon ist als “ewiges Eis” an den Polen oder als Gletscher gefroren. Tatsächlich stehen uns Menschen, Tieren und Pflanzen von 1000 Litern Wasser nur drei Liter als Trinkwasser zur Verfügung. Doch leider ist diese Ressource sehr ungleich auf der Erde verteilt.
Verschwendung von Trinkwasser bei uns
Im Gegensatz zu trockenen Ländern gibt es bei uns reichlich Trinkwasser. Daher gehen die meisten Menschen nicht gerade sorgsam damit um. Sauberes Trinkwasser fließt bei uns wie selbstverständlich aus dem Wasserhahn, und wir machen uns kaum Gedanken darüber. Wir verwenden es auch für Toilettenspülungen, zur Kühlung von Maschinen und für das Gießen von Blumen. Das ist eine ziemliche Verschwendung.
Über eine Milliarde Menschen in anderen Teilen der Welt können das nicht verstehen. In vielen armen Ländern holen sie ihr Trinkwasser direkt aus Flüssen oder Seen in ihrer Umgebung, auch wenn dieses oft verschmutzt ist. Das Problem ist jedoch, dass viele Seen immer kleiner werden und schließlich ganz verschwinden. Für die Menschen, Tiere und Pflanzen ist das eine Katastrophe.
Ursachen für das Austrocknen der Seen
Ein Teil der Schuld für das langsame Austrocknen der Seen liegt bei Bauern, die Wasser aus Flüssen abzweigen, um ihre riesigen Plantagen zu bewässern. Dieses Wasser gelangt nie in die Seen und fehlt ihnen somit. Das verdunstende Wasser wird nicht mehr ersetzt. Dies zeigt sich besonders deutlich am Tschadsee im Sudan, der in den letzten Jahrzehnten immer weiter geschrumpft ist und heute nur noch ein Fünftel seiner ursprünglichen Größe hat.
Auch der Aralsee zwischen Kasachstan und Usbekistan ist bedroht. In den 1960er Jahren war er noch der viertgrößte See der Erde. Doch große Baumwollplantagen entnehmen täglich riesige Mengen Wasser. Bis heute hat der Aralsee mehr als die Hälfte seines Wassers verloren und ist in zwei deutlich kleinere Seen aufgeteilt. Wenn nicht bald etwas unternommen wird, wird er bald vollständig verschwunden sein.
Ökosysteme in Gefahr
Die Menschen gefährden das ökologische Gleichgewicht der Seen auch durch die Einleitung von immer mehr Schadstoffen. Fabriken und Haushalte entsorgen ihren Müll in Flüssen und vergiften das Wasser. Auch Insektenbekämpfungsmittel und Unkrautvernichter der Bauern gelangen über das Grundwasser in Flüsse und Seen. Am Ende der Nahrungskette nehmen die Menschen das Gift über das Trinkwasser und die Fische, die sie essen, wieder auf. Besonders Kinder und ältere Menschen leiden darunter und erkranken.
Darüber hinaus gelangen viele Düngemittel von Feldern in den Wasserkreislauf. Dies führt zu einem übermäßigen Algenwachstum, das den Sauerstoff im Wasser verbraucht und letztendlich zum Tod der meisten Tiere führen kann. Biologen bezeichnen dies als “Umkippen” des Sees.
Auch der Viktoriasee, der zweitgrößte See der Erde zwischen Uganda und Tansania, ist bedroht. Überdüngung hat dort zu einer extremen Vermehrung von Algen und Wasserhyazinthen geführt. Der Rückgang der Fischbestände hat jedoch auch andere Gründe. Zum einen gibt es immer mehr Menschen, die vom Fischfang leben. Zum anderen wurde vor 50 Jahren der “Nilbarsch” eingeführt, der nach und nach alle einheimischen Fischarten verdrängt hat. Von den einst 400 Arten von Viktoriasee-Buntbarschen haben nur 150 überlebt.
Den Seen neues Leben einhauchen
Auf der Welt-Seen-Konferenz haben Politiker, Wissenschaftler, Umweltschützer und Jugendliche aus aller Welt im November gemeinsam darüber beraten, wie man die Seen der Erde retten kann. Es geht nicht nur um den Bodensee, den Victoriasee, den Tschadsee, den Aralsee, den chinesischen Poyangsee und alle anderen Seen. Die Konferenzteilnehmer tauschten Forschungsergebnisse aus und gaben sich gegenseitig Tipps, wie man Umweltprobleme bewältigen und Touristen für die Natur begeistern kann.
Um Seen in armen Ländern erfolgreich zu schützen, muss vor allem die Armut der Menschen bekämpft werden. Die Anwohner müssen erkennen, dass Naturschutz sich für sie auszahlt. Ein gesunder See trocknet nicht aus und sichert so die Ernte der Bauern. Zudem bieten intakte Seen vielen verschiedenen Fischarten einen Lebensraum, was den Fischern langfristig gute Fangmöglichkeiten bietet.
Ein intakter See zieht auch viele Touristen an. “Sanfter Tourismus” schafft neue Arbeitsplätze in armen Regionen. Naturverbundene Urlauber aus reichen Ländern sind bereit, viel Geld für ein einzigartiges Naturerlebnis auszugeben. Sie benötigen Hotels, Restaurants, Transportmittel, naturkundige Führer und kaufen Souvenirs. Wer Seen dagegen ausbeutet und zerstört, schadet letztendlich auch sich selbst.
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