Wer sind Insolvenzverwalter?

Wer sind Insolvenzverwalter?

Betritt ein Insolvenzverwalter ein insolventes Unternehmen, sind alle Augen auf ihn gerichtet: Die Geschäftsführung fürchtet die Pleite, die Belegschaft bangt um ihre Arbeitsplätze und die Banken um ihr Geld. Manchmal mischt sich auch die Politik ein. Der Insolvenzverwalter übernimmt nicht nur die Geschäfte, sondern haftet auch persönlich für alle neuen Verbindlichkeiten. Im Rahmen eines Insolvenzverfahrens wird ihm die Verwaltung und Verwertung der Insolvenzmasse übertragen. Die rechtliche Grundlage dafür bildet die Insolvenzordnung (InsO), welche die Gesamtvollstreckung während des Insolvenzverfahrens regelt.

Die Aufgaben des Insolvenzverwalters

Die Insolvenzordnung verfolgt mehrere Ziele, darunter die anteilige Befriedigung aller Gläubiger und die Restschuldbefreiung für redliche Schuldner. Der Insolvenzverwalter hat dabei Rechte und Pflichten zu erfüllen. Gemäß § 60 Insolvenzordnung ist er verantwortlich für die Erfüllung seiner Pflichten allen Beteiligten gegenüber. Eine Verletzung dieser Pflichten bleibt nicht ohne Konsequenzen, denn der Insolvenzverwalter ist allen Beteiligten gegenüber zum Schadensersatz verpflichtet. Es ist ihm nicht gestattet, alles zu pfänden, da bestimmte Anteile des Vermögens oder des Lohns sowie Sachen und bestimmte Einkommensarten des Schuldners dem Pfändungsschutz unterliegen können.

Wie wird man Insolvenzverwalter?

Gute Insolvenzverwalter zeichnen sich vor allem durch vier Kernkompetenzen aus, die man nicht ausschließlich an der Universität erlernen kann. Sie sollten erstens hervorragende Juristen sein und zweitens eine hohe Affinität zu Zahlen haben, um die kaufmännische Seite bedienen zu können. Darüber hinaus sollten sie sich selbst und andere gut organisieren können, da es sich um einen Beruf handelt, der nicht allein ausgeübt wird. Insolvenzverwalter sind auf ein funktionierendes Team angewiesen. Dies gilt besonders für die Insolvenzverwaltung großer Unternehmen, bei der Organisationstalent und Zeitmanagement essenziell sind. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass Insolvenzverwalter gut mit Menschen umgehen können. Eine erfolgreiche Moderation der oft konfliktreichen Sanierungsprozesse ist ohne ein gehöriges Maß an Empathie und sozialer Kompetenz kaum möglich.

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Arbeitsalltag als Insolvenzverwalter

Der Arbeitsalltag eines Insolvenzverwalters gestaltet sich durchaus abwechslungsreich. Er betreut nicht nur Insolvenzverfahren von Unternehmen, sondern auch Verbraucherinsolvenzverfahren. Der Auftrag eines Insolvenzverwalters erfolgt durch das Insolvenzgericht. Bereits vor Verfahrenseröffnung kann ein sogenannter “vorläufiger Insolvenzverwalter” eingesetzt werden. Seine Aufgabe ist es, einen Überblick über die wirtschaftlichen Verhältnisse zu gewinnen und sich in die Managementaufgaben einzubinden. Die Aufgaben sind in der Regel sehr komplex und erfordern schnelle und qualifizierte Entscheidungen innerhalb eines engen Zeitfensters. Der Insolvenzverwalter muss mit Lieferanten, Kunden, Arbeitnehmern und Gewerkschaften kommunizieren und dabei sowohl juristische als auch soziale Kompetenz zeigen. Die Dauer eines Insolvenzverfahrens und die Begleitung durch einen Insolvenzverwalter hängen vom Umfang des Verfahrens ab und können mehrere Jahre dauern.

Insolvenzverwalter sind hauptsächlich Juristen, aber auch Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich zum Insolvenzverwalter spezialisieren. In der Praxis sammelt man Erfahrung in einem großen Insolvenzverwalterbüro, bevor man eigenständig Insolvenzverfahren übernimmt. Für Rechtsanwälte gibt es die Möglichkeit, sich als “Fachanwalt für Insolvenzrecht” zu qualifizieren.

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