Tobias Stahl | 21. Dezember 2023
Das plötzliche Ende der E-Auto-Kaufprämie hat für einigen Aufruhr gesorgt. Medien verwenden Wörter wie “Dämpfer”, “Fehlentscheidung” und “verfrüht”, um die Stimmung zu beschreiben. Doch trotzdem werden Elektroautos im Jahr 2024 voraussichtlich erschwinglicher. Die Branche hat kaum eine andere Wahl.
Pessimistische Erwartungen vor dem Auslaufen der Förderung
Bereits vor dem Auslaufen der Kaufprämie für Elektroautos äußerte sich die Automobilindustrie pessimistisch über diese Entwicklung. Arne Joswig, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, bezeichnete die Entscheidung der Bundesregierung, die Umweltprämie auslaufen zu lassen, als “Dämpfer” für den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland. Auch der ADAC sprach von einem “Dämpfer”, während Hersteller das plötzliche Ende der Kaufprämie als “verfrüht” und “überraschend” bezeichneten. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer ist sogar der Meinung, dass die Autoindustrie in Deutschland mit der Haushaltskrise in eine Elektroautokrise fährt.
Elektroautos galten als teure Fahrzeuge
Selbst während der Förderung wurden Elektroautos eher als Fortbewegungsmittel für Besserverdienende angesehen. Die Tatsache, dass die Preise für Neuwagen nur bei wenigen Modellen unter 30.000 Euro lagen, sprach nicht gerade für günstige Angebote. Nun besteht die Befürchtung, dass die bereits schwächelnde Nachfrage nach Elektroautos im kommenden Jahr weiter abnehmen wird.
Durchschnittspreis für gebrauchte E-Autos 2023 bei knapp 37.000 Euro
Birgit Priemer, Chefredakteurin des Branchenmagazins “Auto, Motor und Sport”, hält das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben, für unerreichbar. Sie geht davon aus, dass 2030 wahrscheinlich nur etwa sieben Millionen Elektroautos in Deutschland fahren werden. Philipp Sayler von Amende, Chef und Mitgründer des Autoportals Carwow, stellt bereits seit einigen Wochen rückläufige Verkaufszahlen bei E-Autos auf seiner Plattform fest. Auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt sieht es nicht besser aus. Im Jahr 2023 stiegen die Preise für Gebrauchtwagen im Durchschnitt um 9 Prozent. Der Durchschnittspreis für gebrauchte E-Autos lag bei 36.703 Euro. Das liegt zum Teil daran, dass der Markt noch recht jung ist und die attraktive Kaufprämie nur für Neuwagen galt, wodurch das Angebot an gebrauchten Elektroautos begrenzt war.
Angebot an gebrauchten E-Autos nimmt stark zu
Trotz dieser entmutigenden Zahlen gibt es Hoffnung. Verglichen mit dem Vorjahr wuchs das Angebot an gebrauchten Elektroautos um 143 Prozent. Autohersteller wie Jeep, Hyundai und Kia hatten bereits vor dem plötzlichen Wegfall der Kaufprämie geplante Preissenkungen ab Anfang 2024 angekündigt. Die Bereitschaft der Autohersteller, die Prämie zu ersetzen – möglicherweise sogar über das ursprünglich geplante Niveau hinaus – lässt hoffen.
Chinesische Hersteller erhöhen den Preisdruck
Die Rabatte, die Elektroautobauer auf ihre Fahrzeuge gewähren, waren vor Kurzem noch undenkbar. Die Knappheit von Halbleitern und Schwierigkeiten in den Lieferketten führten eher zu steigenden Preisen. Doch in kurzer Zeit hat sich das Bild gewandelt. Zusätzlich gibt es einen enormen Preis- und Konkurrenzdruck aus China. Chinesische Elektroautobauer werden im kommenden Jahr verstärkt auf den deutschen Markt drängen. Sie bieten vergleichsweise günstige Elektroautos an, die technisch oft mindestens genauso gut sind wie deutsche Modelle. Eine Umfrage von Carwow ergab, dass deutsche Autokäufer zunehmend chinesische Automarken in Betracht ziehen. Der steigende Wettbewerb wird deutsche Hersteller dazu bringen, ihre Preise ebenfalls zu senken. Davon wird auch der Gebrauchtwagenmarkt profitieren.
Fazit: Preise für E-Autos werden voraussichtlich fallen
Trotz des Auslaufens der Förderung und der anfänglichen Unruhe können wir davon ausgehen, dass die Preise für Elektroautos im Jahr 2024 fallen werden. Das Angebot an gebrauchten E-Autos wächst stark, und die Bereitschaft der Autohersteller, niedrigere Preise anzubieten, steigt. Darüber hinaus setzen chinesische Hersteller deutsche Hersteller unter Druck, ihre Preise zu senken. Dies ist eine gute Nachricht für Autokäufer und den Gebrauchtwagenmarkt.
