Man kann sich nur schwer vorstellen, wie vielen peinlichen Momenten Jugendliche dank Whatsapp entkommen sind. Statt ihre Kinder anzurufen, schicken Helikopter-Eltern ihre oft peinlichen Tipps oder Fragen lieber über die Messaging-App. Auch Bilder und Videos werden gerne über Whatsapp versendet. Aber nicht alle sind für die Ewigkeit bestimmt und einige sollten am besten direkt wieder verschwinden.
Nun gibt es eine neue Funktion, die Whatsapp gerade eingeführt hat: Bilder und Videos können so gesendet werden, dass sie sich nach einmaligem Anschauen selbst löschen. Die Verwendung der Funktion ist einfach: Neben dem Feld für die Bildunterschrift befindet sich ein kleiner Knopf, der sie aktiviert.
Whatsapp gibt das Beispiel eines Wlan-Passworts an. Schreibe es auf einen Zettel, schicke ein Foto und der Empfänger schaut es sich einmal an – und weg ist es. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass der Empfänger einen Screenshot von der Nachricht machen kann. Whatsapp verhindert dies nicht und der Absender erfährt nichts davon. Natürlich kann man das Bild auch mit einem zweiten Handy oder einer Kamera abfotografieren.
Jeder sollte sich gut überlegen, wem er welche Bilder schickt, um zu verhindern, dass sie in die falschen Hände gelangen. Diese Erkenntnis ist nichts Neues in Zeiten der umfassenden Vernetzung. Die Löschfunktion von Whatsapp ist übrigens nicht wirklich neu. Tatsächlich wurde sie von Snapchat kopiert, einem Konkurrenten von Whatsapp und dessen Mutterkonzern Facebook. Das Unternehmen startete 2011 mit genau dieser Idee. Allerdings ist auch bei Snapchat die Löschung nicht hundertprozentig garantiert.
Whatsapp versichert, dass auch die Einmal-Bilder und Videos Ende-zu-Ende verschlüsselt sind. Das bedeutet, dass sie nur vom Sender und Empfänger entschlüsselt und angesehen werden können, nicht einmal von Whatsapp selbst. Es gibt jedoch eine Ausnahme: Wenn beispielsweise jemand ein Bild mit anstößigem Inhalt an Whatsapp meldet, erhält das Unternehmen Zugriff darauf. Die neue Funktion ist also eine nette Ergänzung für alle, die gerne chatten und Bilder und Videos verschicken, aber nicht mehr.
Es scheint, dass der Trend zum Chatten unaufhaltsam ist. Während der Hochphase der Pandemie wurde zwar wieder mehr telefoniert, insgesamt zeigt die Tendenz jedoch in Richtung Textnachrichten. Laut einer aktuellen Online-Umfrage gaben 62 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, dass sie am liebsten per Chat mit Freunden oder der Familie kommunizieren, während nur 15 Prozent angaben, lieber zu telefonieren. Bei den über 45-Jährigen waren es 33 Prozent. Videochats spielen insgesamt keine große Rolle, dafür werden eher Sprachnachrichten verwendet – die elegante Mischung aus Chat und Telefonieren. Vielleicht wird das zum neuen Trend.
Die ganze Chatterei wurde erst durch eine Entwicklung möglich, die vor etwa 25 Jahren begann. Im August 1996 brachte Nokia das Modell 9000 Communicator auf den Markt – den Urahn aller Smartphones. Aufgrund seiner Größe wird es liebevoll Telefonzelle genannt. Das Gerät konnte sich nur bei Gadget-Liebhabern und Managern durchsetzen, die es aus Statusgründen herumtrugen. Es folgten die Ära der Blackberrys und Windows-Smartphones. Aber erst als Apple mit dem iPhone um die Ecke kam, begann der eigentliche Durchbruch. Der Rest ist Geschichte.