Stell dir vor, du bist in der Wildnis verloren und weit und breit ist kein Rettungsteam zu sehen. Doch zum Glück hast du einen Kompass und eine Karte dabei. Diese beiden Dinge können dir das Leben retten, vorausgesetzt du weißt, wie man einen Kompass richtig benutzt. In diesem Ratgeber lernst du die Grundlagen, um einen Kompass mit Karte zu nutzen und sicher zu navigieren.
Der Kompass ist dein bester Navigator
Es ist ein schreckliches Gefühl, sich in der Wildnis zu verirren. Jeder, dem das schon einmal passiert ist, weiß, wie ängstlich und panisch man in solch einer Situation werden kann. Ein Kompass kann jedoch ein wahrer Lebensretter sein. Sobald du dich mit den Grundfunktionen vertraut gemacht hast, ist es relativ einfach, die Richtung zu bestimmen und sicher weiterzugehen. Hier sind einige Gründe, warum du immer einen Kompass mit dir tragen solltest:
- Ein Kompass benötigt keine Batterien wie ein GPS-Gerät.
- Er funktioniert bei jedem Wetter und kann auch nass werden.
- Ein Kompass funktioniert mit und ohne Karte an jedem Ort auf der Erde.
- Im Ernstfall kann ein Kompass dein Leben retten, wenn du dich verirrt hast.
Wie ist ein Kompass aufgebaut?
Bevor du einen Kompass benutzen kannst, musst du ihn verstehen. Wenn du die Grundfunktionen eines Kompasses nicht kennst, wird er dir in einer Überlebenssituation nichts nutzen. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Kompassen: den Lineal-Kompass und den Marsch-Kompass. Für Anfänger empfehle ich den Lineal-Kompass, da er einfacher zu bedienen ist. Ein moderner Lineal-Kompass besteht aus folgenden Elementen:
- Bodenplatte aus Kunststoff, meist durchsichtig, mit Kanten und Linien
- Kompassgehäuse, in dem sich die Magnetnadel befindet, mit einer 360°-Angabe des Kreises und einer N-S-W-O-Markierung für die Himmelsrichtungen
- Kompass-Nadel, die sich nach Norden ausrichtet (das rote Ende zeigt immer nach Norden) und im Kompassgehäuse dreht
- Orientierungspfeil / Dosennord, der im Kompassgehäuse fest verbaut ist und nach Norden zeigt
- Rotierende Kapsel mit Orientierungslinien (Linien innerhalb des Kompassgehäuses, die parallel zum Orientierungspfeil verlaufen)
- Indexlinie, eine Erweiterung des Orientierungspfeils
- Richtungspfeil / Laufrichtung, ein Pfeil am Ende der Grundplatte
- Optional: Spiegel und/oder Lupe
Das wichtigste Element ist die Kompass-Nadel, die immer mit ihrem roten Ende nach Norden zeigt. Diesen Effekt machen wir uns zunutze, um den Kompass richtig zu nutzen.
Der Umgang mit der Karte
Wenn du längere Zeit in der Wildnis unterwegs bist, empfehle ich dir eine Karte mit einem möglichst großen Maßstab, idealerweise 1:25.000 oder 1:50.000. Es ist auch ratsam, eine topografische Karte zu verwenden, da sie Informationen wie Hügel, Berge, Wälder und Sümpfe enthält. Moderne Karten haben in der Regel eine Nordseite, die grundsätzlich nach oben ausgerichtet ist.
Wie benutzt man einen Kompass – Schritt für Schritt
Nun weißt du, wie ein Kompass aufgebaut ist und welche Karte du verwenden solltest. Aber wie benutzt man einen Kompass tatsächlich? Hier sind die Schritte im Detail:
Schritt 1: Kenne deinen Standort und bestimme deine Position
Um von einem Ort zum anderen zu navigieren, musst du zuerst herausfinden, wo du dich gerade befindest. Dies kannst du auf zwei Arten tun:
- Wenn du weißt, wo du gestartet bist, kennst du deinen Ausgangspunkt. Suche dann markante Punkte auf der Karte, wie Berge, Wälder, Felder, Täler, Seen oder Flüsse, und vergleiche sie mit der Landschaft um dich herum.
- Falls du deinen Ausgangspunkt nicht kennst, suche dir eine markante Stelle in deiner Umgebung, wie einen Berg, einen Fluss oder eine Lichtung. Finde diese Stelle dann auf der Karte. Wenn du dich im tiefen Wald befindest und keine markanten Punkte erkennen kannst, musst du aus dem Wald herauskommen.
Alternativ kannst du auch die Kreuzpeilungsmethode verwenden, um deinen Standort zu bestimmen. Dabei peilst du mindestens zwei Punkte im Gelände an und bestimmst deine Position anhand der Schnittstelle beider Linien.
Schritt 2: Lege deine Richtung fest
Nun möchtest du von einem Hügel in Richtung eines Sees gehen. Auf der Karte ist Norden oben, und du weißt bereits grob, in welche Himmelsrichtung sich der See befindet. Lege den Kompass vom Ausgangspunkt zum Zielpunkt auf der Karte an, um die grobe Richtung festzulegen.
Schritt 3: Dosennord mit Kartennord ausrichten
Richte die Orientierungslinien in der Drehscheibe des Kompasses mit den Nord-Süd-Linien auf der Karte aus. Stelle sicher, dass Dosennord mit Kartennord übereinstimmt.
Schritt 4: Marschkompasszahl ablesen
Finde die Ablesemarke auf der Drehscheibe des Kompasses und ermittle die Marschkompasszahl. Diese Zahl zeigt die Richtung an, in die du gehen musst.
Schritt 5: Richtung einstellen
Stelle sicher, dass die Kompass-Nadel mit der Nordmarkierung übereinstimmt und drehe dich auf der Stelle, bis sich die Nadelnord und Dosennord decken. Der Richtungspfeil auf dem Kompassgehäuse zeigt nun die Richtung an, in die du gehen musst.
Schritt 6: Loslaufen
Halte den Kompass so, dass die Kompass-Nadel mit der Nordmarkierung übereinstimmt und beobachte die Stellung der Kompass-Nadel durch den Spiegel. Wähle dann ein Objekt in der Landschaft aus, das sich entlang der Richtungslinie befindet, und laufe darauf zu. Wiederhole diesen Vorgang, bis du dein Ziel erreichst.
Welchen Kompass empfehle ich Anfängern?
Ich empfehle die Kompassmarken Suunto und Silva, da sie hochwertige Kompassmodelle zu fairen Preisen anbieten. Einsteigermodelle starten bei etwa 18 bis 20 Euro. Wenn du bereit bist, etwas mehr Geld auszugeben, kannst du einen Kompass mit Spiegel, Lupe, Neigungswinkelmesser, Kimme und Peilloch erwerben. Bei der Auswahl eines Kompasses solltest du einige Entscheidungen treffen:
- Soll der Kompass global nutzbar sein?
- Welche Maßeinheit auf der Drehscheibe ist für dich am besten geeignet?
- Soll der Kompass mit einer Lupe ausgestattet sein?
- Brauchst du einen Spiegel?
- Bist du global unterwegs und musst du die magnetische Deklination einstellen?
Die richtigen Antworten hängen von deinen individuellen Bedürfnissen ab. Achte beim Kauf eines Kompasses darauf, dass er für den gewünschten Standort geeignet ist und die gewünschten Funktionen bietet.
Tipps für den Umgang mit dem Kompass
Hier sind einige Tipps, um deinen Kompass richtig zu benutzen:
- Stelle sicher, dass keine magnetischen Störfelder in der Nähe sind, da sie die Kompassnadel stark beeinflussen können. Meide auch Metallgegenstände, elektrische Geräte und Fahrzeuge.
- Bestimme deinen Standort frühzeitig, da es bei Dunkelheit fast unmöglich ist, ohne GPS-Gerät zu navigieren.
- Führe bei längeren Touren regelmäßig Standortbestimmungen durch.
Wenn du keinen Kompass zur Hand hast, gibt es auch andere Methoden, um die Himmelsrichtungen ohne Kompass zu bestimmen. Du kannst auch einen DIY-Kompass mit meiner Anleitung herstellen.
Wie hat dir die Anleitung gefallen? Hast du vor, es selbst auszuprobieren? Schreibe es in die Kommentare!
Dein Martin
