Déjà-vus sind ein faszinierendes Phänomen, das uns immer wieder überrascht. Aber wie entstehen diese mysteriösen Momente, in denen wir das Gefühl haben, etwas bereits erlebt zu haben? Die Erklärung dafür liegt in unserem Gehirn.
Der Streich des Gehirns
Manchmal spielt uns das Gehirn während eines Déjà-vu-Erlebnisses einen Streich. Wir haben das Gefühl, genau zu wissen, was als Nächstes passieren wird, können es aber selten konkret formulieren. Im Nachhinein sind wir dennoch überzeugt, dass wir das Folgende vorhergesehen haben. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die während einer virtuellen Tour ein Déjà-vu-Erlebnis haben, dazu neigen, die genommenen Abzweigungen im Anschluss als erwartet zu bewerten.
Gesehen, aber nicht bewusst wahrgenommen?
Eine Theorie besagt, dass Déjà-vus entstehen, wenn wir eine Sinneserfahrung zweimal direkt hintereinander machen. Möglicherweise sind wir in Gedanken versunken oder abgelenkt, während um uns herum etwas passiert. Die Reize dringen nicht richtig in unser Bewusstsein ein, aber unmittelbar danach erleben wir die gleiche Situation bewusst.
Daten von Forschern wie Alan Brown und Elizabeth Marsh unterstützen diese Theorie. In Experimenten wurden den Teilnehmern für Sekundenbruchteile Bilder gezeigt, die ihr Gehirn registrieren konnte, aber auf die sie keine bewusste Erinnerung abspeichern konnten. Später wurden den Probanden sowohl Bilder gezeigt, die sie zuvor kurz gesehen hatten, als auch neue Bilder. Die unbewusst wahrgenommenen Bilder empfanden sie als vertrauter als die neuen.
Externe oder interne Auslöser?
Déjà-vus können entstehen, wenn bestimmte Kombinationen von äußeren Reizen auftreten, die einer Person bekannt vorkommen, weil sie Ähnliches bereits bewusst oder unbewusst erlebt hat. Es gibt jedoch auch Theorien, die davon ausgehen, dass Déjà-vus durch fehlerhafte doppelte Verarbeitung von Reizen im Gehirn ausgelöst werden können. Diese Erfahrung könnte daher bei jedem beliebigen sensorischen Input auftreten, unabhängig von den eingehenden Eindrücken.
Der Neurophysiologe Robert Efron stellte bereits in den 1960er Jahren die These auf, dass Sinnesreize an einem Ort im Gehirn sortiert werden müssen, an dem sie von beiden Hemisphären eintreffen. Wenn die Signale nicht richtig synchronisiert sind und unterschiedliche Zeitstempel haben, können sie fälschlicherweise als zwei getrennte Erfahrungen verarbeitet werden. Das Gehirn interpretiert dann die Szene beim zweiten Eintreffen als bereits stattgefunden.
Es gibt jedoch wenig experimentelle Belege, die diese These unterstützen.
Was geschieht im Gehirn während eines Déjà-vus?
Das Phänomen der Déjà-vus ist schwer zu untersuchen, da es zu unvorhersehbar und selten auftritt, um es gezielt mit Hirnscans erfassen zu können. Dennoch gibt es einige Beobachtungen, insbesondere bei Menschen mit Schläfenlappenepilepsien. Während ihrer Anfälle treten bei einigen von ihnen déjà-vu-artige Wahrnehmungen auf.
Der Neurologe John Hughlings-Jackson prägte den Begriff “träumerischer Zustand” für diesen Zustand und nannte ein Gefühl der Vertrautheit mit einer Situation als eines der Merkmale. Infolgedessen bestätigten Beobachtungsstudien einen Zusammenhang zwischen epileptischen Anfällen und dem Auftreten von Déjà-vus.
Déjà-vus werden wohl immer ein Rätsel bleiben, aber wir kommen der Erklärung immer näher. Unser Gehirn ist eben ein faszinierendes und manchmal auch tückisches Organ.