Zuletzt wurde Marokko von einem schweren Erdbeben erschüttert. Auch in anderen Ländern, vor allem in jenen, die an den Grenzen der Kontinentalplatten liegen, kommt es immer wieder zu Erdbeben. Doch wie entstehen sie eigentlich? Wie lange dauern sie an? Und welche Gebiete sind besonders gefährdet?
Wie entstehen Erdbeben?
Um zu verstehen, wie ein Erdbeben entsteht, schauen wir uns den Aufbau der Erde genauer an. Im Inneren der Erde befindet sich der Erdkern, der vom sogenannten Erdmantel umgeben ist. Durch Wärmeströme im Erdmantel werden die einzelnen Platten der Erdkruste bewegt, erklärt der Forschungsbereich Erde und Umwelt der Helmholtz-Gemeinschaft. An den Bruchflächen der Erdkruste und der plötzlichen Freisetzung der angesammelten elastischen Energie entstehen Erdbeben. Dies kann sowohl bei kontinentalen als auch bei ozeanischen Platten passieren. In letzterem Fall spricht man von einem Seebeben.
Es gibt jedoch auch andere Ursachen für Erdbeben. Vulkanische Aktivitäten, große Bergstürze oder Hangrutschungen können ebenfalls Erdbeben auslösen. Menschen können Erdbeben auch verursachen, zum Beispiel durch Bergbauaktivitäten, Förder- und Geothermiebohrungen oder das Aufstauen von Wasser.
Wie lange dauert ein Erdbeben an?
Die Dauer der Erschütterungen eines Erdbebens hängt von der Ursache ab. Sie kann jedoch nicht pauschal beantwortet werden. Laut dem Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) kann die Erschütterungsdauer bei starken Beben von einigen Sekunden (bei etwa Magnitude 6) bis zu mehr als fünf Minuten (bei Magnitude 9 und stärker) reichen. Dies hängt von der Art und Größe des Bruchvorgangs sowie des Untergrunds ab.
Welche Gebiete sind besonders gefährdet?
Regionen, die in der Nähe der Plattengrenzen liegen, sind besonders erdbebengefährdet. Dazu gehören beispielsweise die Westküste Nord- und Südamerikas, Indonesien, Japan, Zentralasien, China, die Türkei, Italien und Griechenland, erklärt die Helmholtz-Gemeinschaft auf der Earth System Knowledge Platform (ESKP). In Deutschland treten Erdbeben vergleichsweise selten auf. Historische Ereignisse mit einer Stärke von 6,1 oder höher kommen nur einmal alle 100 Jahre vor. Das letzte schwerere Erdbeben in Deutschland ereignete sich in der Nacht auf den 13. April 1992 im Rheinland und hatte eine Stärke von 5,9.
Wie wird die Stärke von Erdbeben gemessen?
Die Stärke von Erdbeben wird mithilfe der Richterskala angegeben. Sie richtet sich nach der Menge an Energie, die durch ein Erdbeben in Form von seismischen Wellen ausgesandt wird. Gefährlich werden Erdbeben ab einer Stärke 5. Bei einem Erdbeben der Stärke 6 bis 7 können schwere Schäden im Umkreis von bis zu 70 Kilometern um das Epizentrum verursacht werden, während bei einer Stärke von 8 bis 9 eine weiträumige Zerstörung im Umkreis von mehreren hundert Kilometern möglich ist. Erdbeben mit einer Stärke von 10 oder höher würden zu einer globalen Zerstörung führen. Bisher wurde ein solches Erdbeben jedoch noch nicht gemessen.
Welche Folgen haben Erdbeben?
Erdbeben können je nach Stärke unterschiedliche Folgen haben und werden als zerstörend, verwüstend oder vernichtend beschrieben. Regelmäßig kommt es zu zerstörten Gebäuden, Rissen im Erdboden, Erdrutschen und einstürzenden Felsen. Manchmal können Erdbeben auch Tsunamis auslösen, die zusätzlichen Schaden anrichten.
Erdbeben führen oft zu zahlreichen Toten und Verletzten. Die Zerstörung bringt zudem häufig Obdachlosigkeit, Ernährungskrisen und Probleme für die Hygienebedingungen mit sich, etwa durch verunreinigtes Trinkwasser.
Kann man Erdbeben vorhersagen?
Erdbeben lassen sich nicht genau vorhersagen. Die Vermeidung der Folgen hängt daher von der Vorbereitung, wie zum Beispiel erdbebensicherer Infrastruktur, und einer effizienten Reaktion ab, erklärt Carmen Solana, Dozentin für Vulkanologie und Risikokommunikation an der Universität von Portsmouth. In besonders stark betroffenen Regionen gibt es jedoch Erdbebenfrühwarnsysteme, die Erdbeben frühzeitig erkennen können und auf deren Basis schnelle Schutz- und Evakuierungsmaßnahmen getroffen werden können.
Die Vorwarnzeiten in Orten nahe des Epizentrums sind jedoch recht kurz. Dennoch versucht man mithilfe von Seismometer-Netzwerken kritische Infrastrukturen wie Kraftwerke oder Strom- und Gasleitungen im Falle eines Erdbebens rechtzeitig abzuschalten.
Quelle: Helmholtz-Gemeinschaft