Wie funktioniert ein Spermiogramm?

Wie funktioniert ein Spermiogramm?

Wenn der Wunsch, ein Kind zu zeugen, trotz aller Versuche nicht in Erfüllung geht, kann das verschiedene Ursachen haben – sowohl bei der Frau als auch beim Mann. Ein Spermiogramm ist eine Untersuchungsmethode, um wichtige Aspekte der Zeugungsfähigkeit des Mannes zu überprüfen. Dabei analysiert der Arzt das Ejakulat, also die Samenflüssigkeit, nach einem standardisierten Verfahren. Die mikroskopische Beurteilung der Samenzellen hinsichtlich ihrer Anzahl, Form und Beweglichkeit steht dabei im Mittelpunkt.

Von der WHO festgesetzte Normwerte

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Jahr 2010 Normwerte für Spermiogramme festgelegt. Diese basieren auf den Ergebnissen von Untersuchungen bei fruchtbaren Männern. Ein auffälliges Spermiogramm bedeutet jedoch nicht automatisch, dass ein Mann unfruchtbar ist. Stress, Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum können vorübergehend die Qualität der Samenzellen beeinträchtigen. Daher muss ein auffälliges Ergebnis durch eine zweite Untersuchung bestätigt werden, die mindestens sieben Tage nach der ersten durchgeführt wird.

Warum wird ein Spermiogramm gemacht?

Der häufigste Grund für ein Spermiogramm ist, wenn Paare erfolglos versuchen, schwanger zu werden. Die Untersuchung dient dazu, festzustellen, ob eine schlechte Qualität oder eine unzureichende Anzahl von Samenzellen dafür verantwortlich sein könnte. Darüber hinaus wird das Spermiogramm auch bei Männern nach einer Sterilisation (Vasektomie) eingesetzt, um festzustellen, ob der Eingriff erfolgreich war und das Ejakulat tatsächlich keine Spermien mehr enthält.

Wie wird die Spermaprobe gewonnen?

Um ein aussagekräftiges Spermiogramm zu erstellen, muss die Samenflüssigkeit frisch sein. Die zuverlässigste und unkomplizierteste Methode besteht darin, dass der Mann an dem Ort, an dem die Analyse durchgeführt wird, masturbiert und das Ejakulat in einem sterilen Probenbehälter auffängt, den er dann gleich abgibt. Urologische Praxen und Krankenhäuser haben normalerweise spezielle Räume, in denen der Mann bei Bedarf auch anregendes Material findet. Alternativ kann die Spermaprobe auch zu Hause gewonnen werden. Der Arzt informiert den Patienten dann, wie er die Probe gewinnen, aufbewahren und ins Labor bringen soll.

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Was wird als Erstes beim Spermiogramm untersucht?

Bei der Erstellung eines Spermiogramms beurteilt der Arzt oder das Laborpersonal zunächst das Ejakulat ohne größere Hilfsmittel. Dabei werden folgende Kriterien überprüft:

  • Geruch: Ein kastanienblütenartiger Geruch ist charakteristisch.
  • Farbe: Normales Sperma hat eine weißlich trübe Farbe. Bräunliche Verfärbungen können auf Blutbeimengungen hinweisen, während gelblicher Farbton auf eine Infektion hindeutet.
  • Volumen: Laut WHO sollte das Ejakulat pro Samenerguss mehr als 1,5 Milliliter betragen.
  • pH-Wert: Der pH-Wert wird mit einem Indikatorpapier bestimmt und sollte zwischen 7,2 und 8 liegen.

Welche Werte werden bei der mikroskopischen Untersuchung erhoben?

Nach der makroskopischen Untersuchung folgt die mikroskopische Untersuchung der Samenflüssigkeit. Dabei werden folgende Punkte genauer betrachtet:

  • Spermiengesamtzahl: Das Ejakulat sollte mehr als 39 Millionen Samenzellen enthalten.
  • Spermienkonzentration: Der Normwert liegt bei mindestens 15 Millionen Spermien pro Milliliter Samenerguss.
  • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten): Ein Milliliter Ejakulat sollte weniger als eine Million weiße Blutkörperchen enthalten. Eine Unterscheidung der Leukozyten von Spermienvorstufen gelingt durch eine spezielle Färbung.
  • Anteil vitaler Spermien: Mindestens 58 Prozent der Spermien müssen lebendig sein. Dies wird oft mit einem Farbstoff überprüft, den nur tote Samenzellen aufnehmen.
  • Anteil beweglicher Spermien: Nach den Richtlinien der WHO sollten mindestens 40 Prozent der Samenzellen beweglich sein.
  • Anteil vorwärtsbeweglicher Spermien: 32 Prozent der Spermien sollten sich nach vorne bewegen. Ob schnell oder langsam spielt laut den neuen WHO-Kriterien keine Rolle mehr.
  • Anteil normalgeformter Spermien (Morphologie): Mindestens vier Prozent der Spermien im Ejakulat sollten eine normale Form haben.

Die Normwerte sowie die Methoden zur Bestimmung werden von der WHO genau vorgegeben. Eine erweiterte Spermiogramm-Untersuchung, bei der auch der Gehalt von Fruchtzucker oder Zink im Ejakulat bestimmt wird, ist nur bei speziellen Fragestellungen notwendig.

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Was bedeuten die Ergebnisse des Spermiogramms?

Liegen die Ergebnisse eines Spermiogramms innerhalb der Normwerte, gilt ein Mann zum Zeitpunkt der Untersuchung nach den Richtlinien der WHO als zeugungsfähig. Werden die Parameter unterschritten, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass der Mann zeugungsunfähig ist. Es bedeutet lediglich, dass sein Ejakulat und die darin enthaltenen Samenzellen nicht optimale Qualität haben. Dies kann verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel Krampfadern der Hoden, Entzündungen oder hormonelle Störungen. Ob es sich um einen vorübergehenden Zustand handelt und in welchem Ausmaß die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt ist, muss der Arzt individuell beurteilen.

Selbst bei gesunden und fruchtbaren Männern kann die Qualität der Spermien stark schwanken. Stress, Nikotin und übermäßiger Alkoholkonsum sind dabei wichtige Einflussfaktoren. Daher sollte jedes auffällige Spermiogramm durch eine zweite Untersuchung bestätigt werden.

Beratende Experten

  • Professor Dr. med. Christian Stief ist Facharzt für Urologie und Direktor der Urologischen Klinik des Klinikums der Universität München.
  • Dr. med. Matthias Trottmann ist Facharzt für Urologie und Andrologie und forscht im Bereich der Unfruchtbarkeit beim Mann und neuen diagnostischen Verfahren in der Andrologie.

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