Umweltorganisationen und das “Monsanto Tribunal” haben mit Fallbeschreibungen aus Argentinien für Aufsehen gesorgt. Dort wurde Glyphosat, das bei fast dem gesamten Sojaanbau eingesetzt wurde, mit Fehlbildungen bei Kindern, chronischen Erkrankungen und Krebs in Verbindung gebracht. Doch was sagen die wissenschaftlichen Studien dazu?
Unterschiedliche Ergebnisse
Laborversuche mit Kleintieren haben teilweise zu besorgniserregenden Ergebnissen geführt, wie etwa häufigeren Krebserkrankungen, kürzeren Schwangerschaftszeiten oder Wirkungen auf das Hormonsystem. Jedoch ist zu beachten, dass Tierversuche nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar sind und Beobachtungsstudien am Menschen von vielen Faktoren beeinflusst werden können.
Das Urteil der IARC
Die internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der WHO hat nach der Untersuchung vieler Studien eine Gefahrenanalyse veröffentlicht. Sie stufte Glyphosat als “wahrscheinlich krebserregend” ein, wobei die Beweise begrenzt seien. Für die Toxizität bei Tieren und Zellversuchen liegen jedoch ausreichend Beweise vor.
Doch viele weitere Institute und Behörden halten Glyphosat laut verfügbarer Studien und Daten für nicht krebserregend. Dazu zählen das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die US-amerikanische Umweltbehörde (EPA) und viele mehr.
Widersprüchliche Ergebnisse
Die unterschiedlichen Einschätzungen beruhen auf unterschiedlichen Methoden und Zielen. Die IARC untersucht, ob Stoffe generell toxisch sind. Die Klassifizierung von Glyphosat als “wahrscheinlich krebserregend” bedeutet lediglich, dass eine Krebsgefahr grundsätzlich möglich ist. In dieser Kategorie sind auch rohes und verarbeitetes Fleisch sowie heiße Getränke gelistet. Die IARC beurteilt das Krebsrisiko jedoch nicht anhand der tatsächlichen Dosis, mit der Menschen in Kontakt kommen.
Das BfR hat dagegen die tatsächliche Gefahr untersucht, die von praxisnahen Konzentrationen aus dem Alltag ausgeht. Es bewertete einige Tierstudien als nicht aussagekräftig, da die eingesetzten Konzentrationen zu hoch waren. Krebserregende Effekte könnten auch durch Wechselwirkungen mit anderen Stoffen oder einzelne Inhaltsstoffe der Herbizide verursacht werden. Hierfür sind jedoch weitere Studien nötig.
Was bedeutet das für den Verbraucher?
Laut dem BfR und vielen anderen Instituten ist Glyphosat für den Menschen nicht krebserregend, wenn es über die Nahrung aufgenommen wird. Die Konzentrationen sind dabei zu gering, um eine Gefahr darzustellen. Dennoch gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und bestimmten Krebsarten wie dem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) untersucht haben. Dabei zeigte sich ein erhöhtes Risiko bei Personen, die Glyphosat genutzt haben. Allerdings gibt es auch Studien, die keine signifikanten Zusammenhänge feststellen konnten.
Die erhöhten Fallzahlen in Argentinien lassen sich nicht eindeutig auf Glyphosat zurückführen. Mögliche Ursachen könnten unsachgemäßer Einsatz des Mittels, hohe Konzentrationen oder Wechselwirkungen mit anderen Stoffen sein.
Insgesamt ist die Bewertung von Glyphosat sehr komplex und es bedarf weiterer Forschung, um endgültige Aussagen über die Gefährlichkeit dieses Herbizids zu treffen.