Wie kann ich meine Katze bestrafen und welche Folgen hat das?

Wie kann ich meine Katze bestrafen und welche Folgen hat das?

Ein entspannter Fernsehabend mit der Familie auf dem Sofa und die Katze in ihrem gemütlichen Kratzbaum. Alles scheint perfekt zu sein, aber plötzlich wacht die Katze auf. Sie streckt sich und macht sich daran, ihre Krallen entweder in das Sofa oder an den Tischbeinen zu wetzen. Obwohl sie einen wunderbaren Kratzbaum hat, der extra für sie angeschafft wurde und den sie gerade erst verlassen hat. Kratzer und Ziehfäden an den Möbeln und Türen sind leider allen Katzenbesitzern nur allzu bekannt.

Ein weiteres Beispiel: Das Herrchen und Frauchen feiern ihren Hochzeitstag und die Ehefrau bekommt natürlich den obligatorischen Blumenstrauß geschenkt. Während das Paar zusammen ein romantisches Dinner mit Wein und Kerzen genießt, wird der Blumenstrauß auch von der Katze bemerkt. Der Duft der Blumen und die Bewegung des Schleierkrauts im Luftzug des Fensters wecken das Interesse der Katze. Statt sich tief in die Augen zu sehen, müssen Herrchen und Frauchen hilflos zusehen, wie die Katze die Vase umwirft, das Wasser über den Tisch schwappt und die Blumen auf den Boden fallen lässt. Die romantische Stimmung ist dahin und es muss nun geputzt und sich geärgert werden.

Eine weitere bekannte Situation: Frauchen sitzt auf dem Sofa und liest ein Buch, während sie ihre Katze sanft streichelt. Die Katze genießt es und schnurrt vor sich hin, doch dann berührt die kraulende Hand unabsichtlich eine Stelle, die die Katze überhaupt nicht gestreichelt haben möchte. Die Konsequenz: Die Katze faucht kurz, kratzt Frauchens Hand und flieht mit blutenden Spuren davon. In solch einer Situation ist man zunächst schockiert und weiß nicht, wie man reagieren soll – darf man die Katze bestrafen?

Eine Strafe aus menschlicher Sicht

Wenn es darum geht, unsere Kinder zu bestrafen, sind körperliche Bestrafungen wie Prügelstrafen oder Einsperren heutzutage keine akzeptierten Möglichkeiten mehr. Gewalt erzeugt Gewalt, wie viele verurteilte Straftäter belegen, die in ihrer Kindheit schlimme Erfahrungen machen mussten. Stattdessen werden heute die Konsequenzen eines Fehlverhaltens erklärt und es wurden andere Möglichkeiten gefunden, mit einem falschen Verhalten eines Kindes umzugehen.

Bei Tieren ist das anders. Das Erklären funktioniert leider nicht, da Katzen nur wenige Worte verstehen und diese auch nicht wirklich in Zusammenhang mit dem Geschehen bringen können. Sie können den Tonfall ihrer Menschen verstehen und Gesten deuten, aber sie wissen nicht, dass das Sofa 2000 Euro gekostet hat und deshalb nicht zerstört werden soll.

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Gewalt, sei es mit der Hand, einem Stock oder einer gefalteten Zeitung, wird heutzutage Gott sei Dank nicht mehr toleriert. Menschen müssen sich bewusst machen, dass nicht nur körperliche Verletzungen, sondern auch langfristige seelische Schäden die unvermeidliche Konsequenz davon sind.

Andere (ungeeignete?!) Maßnahmen zur Bestrafung einer Katze

Was gilt als Strafe? Wenn man nach menschlichem Verständnis geht, reicht die Palette von körperlicher Züchtigung über den Entzug von Liebe bis hin zu “Haftstrafen” wie dem Verweigern von Essen oder Trinken – und vielem mehr. Über körperliche Bestrafung brauchen wir nicht weiter zu sprechen, da sie für Tiere nicht in Frage kommt.

Ein Liebesentzug, wie zum Beispiel das Schweigen einer Ehefrau, die stundenlang oder sogar tagelang nicht mit ihrem Mann spricht und seine Zärtlichkeiten ablehnt, kann durchaus eine Wirkung auf eine Katze haben. Die entscheidende Frage ist jedoch, ob sie das mit dem zerkratzten Sofa in Verbindung bringt. Es ist wahrscheinlicher, dass sie durch Schweigen und den Entzug von Zuneigung verunsichert wird und dass das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier nachhaltig gestört wird.

Früher war es üblich, Kinder zur Strafe einzusperren – notfalls im Kartoffelkeller, damit sie über ihre Vergehen nachdenken konnten. Heutzutage gibt es vielleicht noch stille Treppen, um das Nachdenken und Beruhigen zu fördern. Das “Einsperren” in der Kindererziehung findet höchstens noch in Form von Hausarrest nach der Schule oder dem Verbot, am Wochenende auszugehen, statt. Da das Kind die notwendigen Erklärungen verstehen kann, hat eine solche Maßnahme einen viel größeren Eindruck als bei einem Haustier. Katzen oder Hunde bringen die “Bestrafung” nicht mit ihrem Fehlverhalten in Verbindung. Das Ergebnis ist, dass das “Fehlverhalten” immer wieder auftritt und das Verhältnis zu Menschen negativ beeinflusst wird. Dies kann zu Frustration, Wut und sogar seelischem Leiden führen.

Viele Haustierbesitzer haben und hatten eine beindruckende Kreativität. Zum Beispiel wurden verbotene Bereiche gerne mit Pfeffer behandelt, da der Geruch und die Auswirkungen (Brennen in den Augen und der Nase) die Tiere abschrecken sollten. Ob dies tatsächlich Erfolg hat, bleibt abzuwarten. Diese Aktion ist auf jeden Fall eine Strafe für den feinen Geruchssinn der Tiere und mit Schmerzen verbunden. Gleiches gilt für das Eintauchen der Nase in Urin oder Kot. Wenn ein Handtuch auf dem Boden liegt, kann es für eine Katze einladend sein, ihre Geschäfte darauf zu erledigen. Ähnlich wie im Katzenklo kann sie hier schön graben, was sie sehr genießt.

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Ein Wort zum Entzug von Futter, Leckerlis und Wasser: Es ist normal, dass Katzen manchmal so tun, als hätten sie seit Wochen nichts zu essen bekommen. Möchte man ihnen das abgewöhnen, wird es nicht funktionieren, indem man ihnen gar nichts zum Essen gibt. Stattdessen wird das Gefühl des übermäßigen Hungers verstärkt und das Geschrei sowie das hastige Essen vor dem Wegräumen des Napfes nehmen nur zu. Diese vermeintliche Erziehungsmaßnahme geht definitiv nach hinten los.

Flüssigkeitsmangel ist gefährlich für Katzen und sollte vermieden werden. Ob es Leckerlis gibt oder nicht, interessiert die meisten Katzen herzlich wenig – sie nehmen, was sie bekommen, und leben auch ohne die Extras sehr gut. Die Drohung “Heute bekommst du aber kein Leckerli!” ist also völlig sinnlos.

Liegt der Fehler wirklich bei der Katze?

Um zu verstehen, was eine Bestrafung bei einer Katze auslöst, muss man sich in das Tier hineinversetzen können und verstehen, was von der Strafe bei ihr ankommt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder erlebt die Katze etwas Negatives wie Schmerz, Gestank oder ein schlechtes Gefühl. Oder ein positives Erlebnis endet abrupt: Das Streicheln hört auf, das Futter wird weggenommen, der Freigang bleibt aus. Beides kann bei unseren Samtpfoten durchaus Eindruck hinterlassen, aber oft nicht in dem gewünschten Umfang. Wenn eine Strafe nicht in dem Moment erfolgt, in dem das Fehlverhalten auftritt, kann die Katze die Strafe nicht mit ihrer Tat in Verbindung bringen. Außerdem ist es kaum möglich, immer dann anwesend zu sein, wenn beispielsweise die Katze gerade am Sofa kratzt. So wird 9-mal kein Erfolg erzielt, aber einmal kann sich die Katze unbeobachtet ihrem Wunsch hingeben, was einem Erfolg gleichkommt. Somit waren die 9 bestraften Aktionen unnötig.

Ein Haustier zu haben bedeutet Verantwortung. Das bedeutet zunächst einmal, sich über die möglichen Folgen für die Wohnung im Klaren zu sein. Unsauberkeit ist meistens eine Folge menschlichen Versagens:

  • Ist das Katzenklo schmutzig und liegt Wäsche herum, bestraft man die Katze möglicherweise für eigene Fehler. Katzen mögen es nicht, in stinkende Katzenstreu zu graben, und sehen das Handtuch auf dem Badezimmerboden instinktiv als willkommene Alternative. Diese Alternative brauchen sie jedoch nicht, wenn das Katzenklo sauber ist und keine Wäsche frei zugänglich am Boden liegt.
  • Auch das Markieren ist ein natürliches und instinktives Verhalten bei geschlechtsreifen Katern. Durch die Kastration hört dieses Verhalten automatisch auf.
  • Das Drama um das Futterritual nimmt merklich ab, wenn das Futter unbemerkt in den Napf gefüllt wird. Wenn die Küchentür geöffnet wird, nachdem der Napf bereits gefüllt ist, wird die Katze ohne Geschrei zu ihrer täglichen Mahlzeit gehen. Die Pflicht des Menschen besteht natürlich darin, einen festen Zeitpunkt zu finden, damit regelmäßige Mahlzeiten stattfinden – nicht nur morgens und abends.
  • In Bezug auf Zimmerpflanzen, frische Blumen und die Einrichtung der Wohnung müssen sich Menschen auf die Katze einstellen – nicht umgekehrt. Dies schließt das Fehlverhalten der Katze aus und reduziert natürlich die Notwendigkeit von Strafen.
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Durch Ablenkung unterbrechen, statt zu bestrafen

Wenn man eine Katze bei einer Missetat erwischt, hilft kein Schreien, um das Verhalten für die Zukunft abzuschaffen. Stattdessen muss man die Katze ablenken, um ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken. Mit etwas Glück reagiert das Tier auf seinen Namen oder ein bestimmtes Codewort wie “Nein!”, um beispielsweise das Kratzen am Sofa zu stoppen. Dafür muss die Katze natürlich ihren Namen kennen und den energischen, aber nicht zu lauten Tonfall ihres Menschen bemerken. Wenn sie nicht reagiert, kann es helfen, ein Spielzeug, einen Kugelschreiber oder ein Päckchen Papiertaschentücher hörbar wegzuwerfen – nicht auf das Tier, sondern in eine andere Ecke, so dass die Katze von dem Geräusch abgelenkt ist und versucht, es zu erkunden.

Für besonders hartnäckige Vierbeiner kann man in der Apotheke eine 5 ml Spritze ohne Nadel kaufen. Gefüllt mit einfachem Wasser kann man mit 1 oder 2 ml Wunder bewirken, die dem Tier nicht schaden, wenn man nicht direkt auf Augen oder Nase zielt. Auch das bloße Zeigen der Spritze reicht oft aus, um unerwünschtes Verhalten wie das Überqueren des Esstisches zu verhindern. Der Lerneffekt – “Hier bin ich nass geworden, hier halte ich mich fern” – ist praktisch garantiert.

Bild von Dimitri Houtteman auf Pixabay