Wie kann ich mich für Flüchtlinge engagieren?

Wie kann ich mich für Flüchtlinge engagieren?

Willkommen! Es gibt viele Möglichkeiten, wie du dich für Geflüchtete in Deutschland engagieren kannst. In diesem Artikel erfährst du, wie du konkret helfen kannst und worauf du achten solltest. Lass uns gleich loslegen!

Was bedeutet freiwilliges Engagement für Geflüchtete?

In Deutschland engagieren sich bereits viele Menschen freiwillig für Geflüchtete. Ob in Kirchen, Wohlfahrtsverbänden oder Flüchtlingsorganisationen – die Zahl der engagierten Menschen ist groß. Doch wie kannst du persönlich helfen? Vor Ort gibt es verschiedene Akteure, die das Engagement koordinieren und wissen, was benötigt wird. Du kannst dich bei Willkommensinitiativen, Migrationsberatungsstellen oder Flüchtlingsorganisationen informieren. In Flüchtlingsunterkünften kannst du auch direkt nachfragen, welche Unterstützung benötigt wird. Denke daran, dass es wichtig ist, den Bedürfnissen der Geflüchteten zu entsprechen und nicht das zu tun, was du für richtig hältst.

Die Fachberatungsstellen für Geflüchtete sind Ansprechpartner für Menschen, die sich freiwillig engagieren möchten. Vereinbare am besten einen Termin, da es aufgrund des hohen Beratungsbedarfs zu Engpässen kommen kann.

Wichtige Fragen im Vorfeld

Bevor du dich engagierst, solltest du einige Fragen klären:

  • Welches Engagement wird vor Ort benötigt und wer koordiniert es?
  • Wie viel Zeit kannst und möchtest du investieren? Wie lange soll dein Engagement dauern?
  • Welche konkrete Unterstützung kannst du leisten?
  • Wo liegen deine Fähigkeiten?

Persönliche Voraussetzungen

Engagement für Geflüchtete ist anspruchsvoll. Die Menschen sind oft aus Krisen- oder Kriegsregionen geflohen und haben möglicherweise traumatische Erfahrungen gemacht. Bevor du dich engagierst, solltest du dich mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

  • Was ist deine persönliche Motivation?
  • Sind deine Erwartungen realistisch?
  • Kannst du nach deinem Engagement abschalten und das Erlebte reflektieren?
  • Bist du sensibel und respektvoll im Umgang mit den Geflüchteten?
  • Kennst du die Kultur und Geschichte der Geflüchteten?
  • Bist du bereit, dich mit eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen?
  • Kannst du mit den angespannten Situationen in den Unterkünften umgehen?
  • Kennst du deine eigenen Grenzen?
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Nimm dir Zeit, diese Fragen ehrlich zu beantworten, um sicherzustellen, dass du dich auf eine Weise engagierst, die den Bedürfnissen der Geflüchteten gerecht wird.

Organisation

Ich möchte mich engagieren und habe Zeit

Geflüchtete benötigen Unterstützung im Alltag und beim Kennenlernen der deutschen Gesellschaft. Du kannst sie zum Beispiel bei Ämtergängen begleiten, Sprachunterricht organisieren oder ihnen dabei helfen, sich im neuen Wohnort zurechtzufinden. Du kannst auch bei der Vorbereitung auf das Asylverfahren und der Kommunikation mit den Behörden helfen. Beachte jedoch immer deine eigenen Fähigkeiten und Grenzen.

Mögliche Arten des freiwilligen Engagements sind:

  • Begleitung und Unterstützung im Asylverfahren bei Behörden (z. B. Dolmetschen, Erklärung und Beantwortung von Behördenbriefen)
  • Organisation und Durchführung von Sprachunterricht
  • Bereitstellung von Kommunikationsmitteln (Internet, WLAN, Handyguthaben)
  • Hilfestellung beim Kennenlernen des deutschen Alltags (Einkaufen, öffentliche Verkehrsmittel, Mülltrennung, lokale Gepflogenheiten, deutsche Feste und Bräuche)
  • Freizeitgestaltung für Flüchtlinge (Ausflüge, Sport, Handarbeiten, Kochen)
  • Unterstützung bei der Wohnungssuche
  • Betreuung von Kindern und Hausaufgaben
  • Einsatz für die Belange der Flüchtlinge (Melden von Missständen in Gemeinschaftsunterkünften)
  • Vermittlung bei Problemen mit der Nachbarschaft

Was noch zu beachten ist

Beachte die folgenden Punkte, wenn du dich freiwillig engagierst:

  • Verschwiegenheit und Datenschutz: Geheimhaltung ist selbstverständlich. Informationen, die du im Rahmen deines Engagements erhältst, dürfen nicht an Dritte weitergegeben werden.
  • Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: Wenn du mit ihnen arbeitest, musst du die Richtlinien zum Kinderschutz beachten. Unterschreibe eine Selbstverpflichtungserklärung und lege ein erweitertes Führungszeugnis vor.
  • Versicherungsschutz: Falls keine Versicherung von der Organisation oder Initiative bereitgestellt wird, ist es sinnvoll, einen Haftpflicht- und Versicherungsschutz abzuschließen.

Grenzen des ehrenamtlichen Engagements

Es gibt Grenzen für freiwilliges Engagement, z. B. im Hinblick auf sozialrechtliche Ansprüche oder Fragen zum Asylverfahren. Das Asylrecht ist komplex und die Rechtsmittelfristen sind kurz. Daher sollten professionelle Stellen die Begleitung übernehmen. Es ist ratsam, dein Engagement zeitlich zu begrenzen, um Überlastung zu vermeiden. Wenn Geflüchtete traumatisiert sind, benötigen sie professionelle Unterstützung. Die Kirchen und Wohlfahrtsverbände begleiten und schützen dich als Freiwilligen und bieten fachliche Beratung.

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Sachen spenden

Sachspenden sind dringend benötigt. Frage direkt bei Flüchtlingsunterkünften oder anderen Stellen nach, was gerade benötigt wird. Häufig werden Hygieneartikel, Kinderwagen und Decken nachgefragt.

Mögliche Sachspenden sind:

  • Kleidung für Damen, Herren, Kinder und Babys (auch neue Unterwäsche)
  • Bustickets, Telefonkarten, Rucksäcke
  • Materialien zum Basteln, Malen, Schreiben und Spielen
  • Neue Hygieneartikel wie Duschgel, Shampoo, Deos, Zahnbürsten, Damenhygieneartikel, Windeln
  • Decken, Möbel, Kinderwagen

Achte darauf, dass alle Spenden sauber und nutzbar sind.

Wohnraum anbieten

Geflüchtete Menschen leben zunächst in Gemeinschaftsunterkünften. Die Dauer des Aufenthalts variiert je nach Bundesland. Es ist wichtig, dass sie schnellstmöglich eigenen Wohnraum beziehen, um mehr Privatsphäre zu haben. Die Möglichkeit, umzuziehen, hängt vom Asylstatus ab. Wenn du Geflüchteten Wohnraum anbieten möchtest, kläre dies zuerst mit den Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände, dem Flüchtlingsrat, den Behörden oder lokalen Initiativen ab.

Wenn du eine freie Wohnung, ein Zimmer, ein Haus oder eine Immobilie zur Verfügung hast, wende dich an die Stadt- oder Kreisverwaltung. In den meisten Fällen ist das Sozialamt zuständig. Wenn du ein WG-Zimmer anbietest, ist es wichtig, einen eigenen Mietvertrag abzuschließen. Wenn Geflüchtete sich noch im Asylverfahren befinden oder nach ihrer Anerkennung noch keine Arbeit gefunden haben, übernimmt das JobCenter oder das Sozialamt die Mietkosten.

Hintergrund und Zahlen

Aktuell fliehen weltweit fast 65,6 Millionen Menschen vor Kriegen, Verfolgung und Konflikten. Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat dies als die höchste je dokumentierte Zahl verzeichnet. 84 Prozent der Flüchtlinge suchen Schutz in den Nachbarländern, während Industrienationen nur 16 Prozent aufnehmen.

In den letzten Jahren sind viele Flüchtlinge nach Europa gekommen, um Frieden, Schutz und Sicherheit zu finden. Allein im Jahr 2015 stellten 1.322.825 Menschen einen Asylantrag in der EU, der höchste Stand seit 1992.

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In Deutschland wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 111.616 Asylanträge (Erst- und Folgeanträge) beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) eingereicht. Dies entspricht einem Anstieg von 44,74 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2014, als 77.109 Asylanträge eingegangen sind. Das BAMF geht davon aus, dass 2018 bis zu 800.000 Asylbewerber nach Deutschland kommen werden.

Position der Diakonie Deutschland

In Deutschland engagieren sich weiterhin viele Menschen selbstverständlich für Geflüchtete. Die Diakonie Deutschland schätzt dieses freiwillige Engagement sehr. Dennoch benötigen Freiwillige Informationen über kulturelle Hintergründe und rechtliche Grundlagen im Asylrecht, da sich dieses ständig ändert. Es ist auch wichtig zu wissen, wann eine Weiterleitung an professionelle Stellen erforderlich ist, z. B. bei Anzeichen von Traumatisierung oder besonderen Bedarfen. Daher setzt sich die Diakonie Deutschland dafür ein, hauptamtliche Migrationsfachdienste und eine dauerhafte Engagementinfrastruktur zu unterstützen, um das freiwillige Engagement bestmöglich für Geflüchtete und Engagierte einzusetzen.

Text: Diakonie/Anieke Becker