Wie kritisiert man Figurentheater?

Wie kritisiert man Figurentheater?

Das Figurentheater ist eine Kunstform, die oft für Uneinigkeit sorgt. Wie kann man es angemessen kritisieren? Diese Fragestellung wurde im Rahmen des Festivals FIDENA diskutiert. Dabei kamen Vertreter:innen aus der Theaterwelt zusammen, um Perspektiven auf die Figurentheaterkritik zu erörtern.

Figurentheater als besondere Herausforderung

Das Figurentheater stellt Kritiker:innen vor besondere Herausforderungen. Durch die Vielfalt der Öffnungen und Überlappungen mit anderen Kunstformen wie Performance, bildender Kunst und Medienkunst ist es oft schwer zu definieren und einzuordnen. Doch auch andere Theaterformen machen von solchen Öffnungen Gebrauch, wie zum Beispiel der Neue Zirkus im Bereich Tanz und Performance. Es gibt also keine klare Abgrenzung zwischen den verschiedenen Formen.

Das Problem der fehlenden Erfahrung

Sowohl das Publikum als auch die Kritiker:innen haben oft wenig Erfahrung mit Figurentheater. Viele Kritiker:innen kommen aus dem Schauspiel und müssen sich erst mit der besonderen Ästhetik des Figurentheaters vertraut machen. Es braucht Seherfahrungen, um eventuelle Schwellenängste abzubauen und das Publikum für das Figurentheater zu begeistern.

Das Ost-West-Gefälle im Figurentheater

Ein weiteres Thema, das in der Diskussion zur Sprache kam, war das Ost-West-Gefälle im Figurentheater. In Ostdeutschland gibt es eine lange Tradition von Kinder- und Jugendtheatern sowie zahlreiche städtische Ensemblefigurentheater, die auch für Erwachsene produzieren. Dadurch haben Menschen in Ostdeutschland einen frühen Zugang und eine größere Selbstverständlichkeit für das Figurentheater.

Der schrumpfende Platz im Feuilleton

Ein weiteres Problem ist der schrumpfende Platz im Feuilleton. Es gibt immer weniger Raum für Theaterthemen, wodurch auch weniger kompetente Autor:innen heranwachsen. Lokale Blogs können zwar Berichterstattung bieten, aber sie können die professionelle Kritik nicht ersetzen. Für die reine Figurentheaterkritik gibt es in Deutschland nur zwei Publikationsorgane: das Magazin “Double” und die Webseite des Forums für Figurentheater und Puppenspielkunst.

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Die Rolle der Theaterkritik

Die anwesenden Berufskritiker waren sich einig, dass es nicht ihre Aufgabe ist, Menschen ins Theater zu locken. Als Kulturjournalist:innen sehen sie sich zwar berufen, die Kunst zu verteidigen, aber sie wollen keine Werbetrommler sein. Es wurde diskutiert, ob der Kritiker das Publikum oder die Kunst verteidigen sollte und ob Theater nicht vielmehr durch die Künstler und das Publikum entsteht – und der Kritiker inmitten davon steht. Es wurde betont, dass Kritik zwischen Lob und Verriss stattfinden sollte und eine differenzierte Begründung unerlässlich ist. Die Kunstschaffenden wünschten sich eine Kritik, die wertet, aber auch als Gesprächsangebot verstanden werden soll.

Die Bedeutung der Entscheidungen auf der Bühne

In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass Kritiker:innen genau überlegen sollten, warum bestimmte Entscheidungen auf der Bühne getroffen wurden. Die Wahl der Puppe oder anderer Elemente ist keine unwichtige Entscheidung und sollte in der Kritik nicht übersehen werden.

Das Ringen um angemessene Figurentheaterkritik und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen des Theaters ist ein fortwährender Prozess. Die Diskussion sollte weitergeführt werden, denn auch diese Fragestellung ist ein Teil der Theaterkritik.