Für alle Kräuterhexen und solche, die es werden wollen, ist das ganze Jahr über Sammelzeit. Im Herbst erwacht auch bei vielen anderen Menschen der Sammeltrieb, denn es gibt so viel zu ernten. Wildfrüchte wie Hagebutten, Nüsse, Kastanien, Bucheckern und Eicheln möchten jetzt gesammelt werden. Diese besonderen Schätze der Natur sind nicht nur tolles Bastel- und Dekomaterial, sondern können auch in der Küche verwendet werden.
Eicheln sind eine Frucht, von der die meisten glauben, dass sie giftig sind. Das stimmt jedoch nicht unbedingt. Wie bei vielem macht die Dosis und die Verarbeitung das Gift aus. Tatsächlich enthalten Eicheln viele Kohlenhydrate, Fettes Öl, Proteine, verschiedene B-Vitamine und Kieselsäure. In Kombination mit anderen Wildfrüchten und Pflanzen sind Eicheln also ein ideales Nahrungsmittel. Eicheln sind also alles andere als giftig.
Früher dienten Eicheln vor allem als Notnahrung für die entbehrungsreichen Wintermonate. Heutzutage werden Eicheln nicht mehr unbedingt als Wintervorrat eingelagert, hauptsächlich wegen des etwas längeren Verarbeitungsprozesses und dem mangelnden Wissen darüber, wie man sie überhaupt verwenden kann. Unsere heimischen Eichenarten enthalten viele Gerbstoffe, weshalb rohe und unbehandelte Eicheln Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen verursachen können. Das ist der Grund, warum Eicheln den Ruf haben giftig zu sein. Deshalb verzichten die meisten Menschen darauf, sie in der Küche zu verwenden. Das ist wirklich schade, denn Eichelmehl schmeckt köstlich und gibt jedem Gebäck eine besondere Note. Und wenn man sie richtig verarbeitet, sind Eicheln richtige kleine Energiespender.
Eichelmehl selber machen – so geht’s
Zuerst muss man natürlich Eicheln sammeln. In diesem Jahr ist das recht einfach, denn wir haben ein sogenanntes Eichenmastjahr, das heißt, es gibt deutlich mehr Eicheln als in anderen Jahren. Achtet beim Sammeln darauf, ob die Eicheln Wurmlöcher oder andere Beschädigungen aufweisen und sortiert diese gleich aus. Nach dem Sammeln sollten die Eicheln gewaschen und gut getrocknet werden. Im Idealfall sollten sie 2-3 Tage trocknen, denn dann lässt sich die Schale viel einfacher entfernen. Um die Schale zu öffnen, reicht es aus, die getrockneten Eicheln einmal fest zwischen Daumen und Zeigefinger zu drücken. Die Schale platzt dann an der Spitze auf und kann ganz einfach gelöst werden.
Wenn man die äußere und innere Schale entfernt hat, geht es an die eigentliche Arbeit: das Ausschwämmen der Gerbstoffe. Dazu legt man die geschälten Eicheln in einen Topf mit lauwarmem Wasser und lässt sie darin liegen. Das Wasser verfärbt sich durch die Gerbstoffe dunkel. Nach 1-2 Stunden wird das Wasser ausgeschüttet und durch frisches, lauwarmes Wasser ersetzt. Dies wiederholt man so lange, bis das Wasser nicht mehr rötlich-braun färbt und klar bleibt.
Die Eicheln sind nun zwar schon genießbar, aber für das Mehl sind noch ein paar Schritte notwendig. Die feuchten Eicheln werden zum Trocknen aufgelegt. Nach einigen Stunden sind sie trocken genug, um sie grob zu reiben. Die kleinen Eichelstücke werden dann bei ca. 40°C komplett getrocknet. Das funktioniert am besten in einem Dörrgerät oder im Backofen. Während des Trocknens verströmen die Eicheln schon ihren typisch süßen Duft. Sobald die Flocken vollständig getrocknet und hart sind, werden sie in einer Küchenmaschine zu einem feinen Pulver gemixt. Das Pulver kommt in ein gut verschließbares Glas und fertig ist das Eichelmehl.
Der Duft vom fertigen Eichelmehl ist einfach verzaubernd und lässt sich gar nicht beschreiben. Probiert es am besten gleich selber aus!
Eichelmehl in der Küche
Das fertige Eichelmehl kann beliebig weiterverarbeitet werden. Das Mehl, das im Grunde kein richtiges Mehl ist, sondern eher ein Pulver, eignet sich vor allem für Weihnachtsgebäck. Das Eichel-Aroma passt besonders gut zu Keksen. Auch in Brotteig kann man es gut einarbeiten. In Smoothies oder Smoothie-Bowls schmeckt das Mehl ebenfalls hervorragend. Euren Ideen sind hierbei keine Grenzen gesetzt.
Mein Tipp: Wenn man Eichelmehl zum Backen verwendet, sollten maximal 10-15% der Mehlmenge durch Eichelmehl ersetzt werden. Der Rest sollte aus normalem Mehl bestehen, zum Beispiel aus Dinkel, Weizen oder einer anderen Getreideart.
Viel Spaß beim Eicheln sammeln und verarbeiten! Berichtet doch mal, wie es euch bei der Herstellung von Eichelmehl ergangen ist.