Viele Wege führen nach Rom, sagt man. Dennoch haben wir oft das Gefühl, dass wir es immer falsch machen, egal wie sehr wir uns bemühen. Warum kommt dieses Gefühl auf? Warum haben wir so häufig das Gefühl, dass wir falsche Entscheidungen treffen oder den falschen Weg einschlagen?
Besonders Männer haben häufig das Gefühl, dass sie es ihrer Partnerin nie recht machen können. Sie werfen ihr dies verbal immer wieder vor: “Dir kann man es einfach nicht recht machen.” Dieses Thema beschäftigt viele Paare negativ und wird während meiner Paarberatungen immer wieder bestätigt.
Aber ist es wirklich so? Oder stecken dahinter vielleicht zwei unterschiedliche Motivationen? Lassen Sie uns zunächst über das Gefühl sprechen, falsche Entscheidungen zu treffen.
Es beginnt bereits bei kleinen Entscheidungen wie der Wahl der richtigen Kasse im Supermarkt. War es wieder die vermeintlich kürzere Schlange, die sich dann doch als deutlich langsamer herausstellte? Dieses Beispiel wurde durch Paul Watzlawick bekannt, der in seinem fantastischen Buch “Anleitung zum Unglücklichsein” beschreibt, wie wir alles tun, um unsere Befürchtungen zu bestätigen. Die Befürchtung, in der langsameren Schlange zu stehen, scheint sich also durch eine falsche Entscheidung zu bestätigen.
Dabei ist es genauso oft, wenn nicht sogar öfter, dass wir tatsächlich die kürzere Schlange gewählt haben. Doch darauf achten wir weniger und nehmen es nicht wahr. Stattdessen nehmen wir es wahr, wenn wir in einer vermeintlich kürzeren Schlange viel länger brauchen, denn das ärgert uns. Dieser Ärger führt zu einer verfälschten Wahrnehmung. Wir machen schnell aus diesem Umstand eine unzulässige Verallgemeinerung und sagen plötzlich: “Immer treffe ich falsche Entscheidungen.” Doch selbst wenn wir in der längeren Schlange stehen bleiben, kann es sein, dass diese dann natürlich länger braucht.
Was können wir daraus schließen? Es ist nicht die Realität, dass wir ständig falsche Entscheidungen treffen. Unsere negativen Gedanken verstärken jedoch das Gefühl der Fehlentscheidung, als ob dies permanent geschieht. Einfach deshalb, weil wir dies mit negativen Gefühlen verbinden. Wenn es uns also egal wäre, in welcher Schlange wir stehen, würde die Realität dafür sorgen, dass wir manchmal schneller an der Kasse sind als die Nachbarschlange und manchmal langsamer. Doch unser Bewusstsein würde kein Drama daraus machen und uns einreden, dass wir falsche Entscheidungen treffen.
Dies hat alles damit zu tun, gelassen durchs Leben zu gehen und uns selbst nicht für eine einmal getroffene Entscheidung zu verdammen. Wir kommen trotzdem ans Ziel, auch wenn es manchmal etwas länger dauert. Und wer weiß, vielleicht begegnen wir aufgrund unserer vermeintlich falschen Entscheidung für die längere Schlange zufällig Mr. Right oder erleben ein nettes Erlebnis, das uns in der anderen Schlange entgangen wäre.
Daraus wird deutlich, dass auch Umwege oder vermeintlich falsche Wege ihre Berechtigung haben und sogar Glück bringen können. Vielleicht lernen wir aus solchen Umständen, dass es gar nicht so schlimm ist, mal in der längeren Schlange zu stehen. Dass es gut ist, unseren eigenen Weg zu gehen, den wir selbst wählen. Mit all den Konsequenzen, ohne Wenn und Aber.
Eigentlich schlimm ist nur, wenn wir uns selbst für eine einmal getroffene Entscheidung herunterziehen anstatt zu uns selbst zu stehen.
Das zweite Thema, das in Paarbeziehungen eine Rolle spielt, behandeln wir in einem anderen Beitrag.