Diese Zeilen sind allen Eltern gewidmet, die ein Baby oder Kleinkind haben, das nicht alleine schlafen möchte. Die Kurzfassung: Alles wird gut! Und hier die etwas längere Fassung: “Echt?!”, staunte damals die Spielplatzbekanntschaft, als ich erzählte, dass der Zweijährige noch immer bei uns im Bett schlief (oder wir bei ihm). “Ui, den werdet ihr sicher bei euch im Bett haben, bis er 16 ist.” Soweit ihre Prognose.
Liebe Mütter, werte Väter: Glaubt nicht jedes Märchen, das man euch auf dem Spielplatz erzählt. Euer Kind wird mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht bis zur Lehre im Ehebett nächtigen. Unser Sohn schläft seit einigen Jahren jede Nacht in seinem eigenen, stockdunklen Zimmer. Storen, Vorhänge und Tür müssen geschlossen sein, das Licht auch draussen im Gang gelöscht. Er schläft abends schnell ein und dann 10,5 Stunden durch. Er übernachtet auch problemlos bei den Grosseltern, in der Landschulwoche und im Wohnmobil. Sogar im Zelt an irgendeinem Waldrand, auf eigenen Wunsch alleine im Schlafabteil.
Campieren im Kinderzimmer
Das war nicht immer so. Als Baby schlief er nur an der Brust oder wenigstens mit Körperkontakt ein. Bis das Bübchen zehn Monate alt war, erwachte und schrie es oft alle zwei Stunden. Es war, als hätte das Kind an seinem kleinen Körper Einsamkeitsmelder montiert: Die schlugen sofort Alarm, wenn das schlafende Menschlein abgelegt oder der Körperkontakt kurz unterbrochen wurde. Auch nach dem Abstillen wurde es nicht viel besser. Und als ein Jahr später die kleine Schwester zur Welt kam, schlief der Bub noch immer nicht ohne Nähe (und Nuggi) ein. Der in der ersten Schwangerschaft gekaufte Babybalkon war quasi noch unbenutzt, als wir unsere Zweitgeborene darin betteten.
Der Versuch, den Bub mit fast zwei Jahren aus unserem Bett auszuquartieren, war dann irgendwie erfolgreich. Jedenfalls wenn man ausser Acht lässt, dass auch der Vater mitausquartiert wurde und fortan die halbe Nacht auf einer Matratze neben dem Kinderbett im Kinderzimmer schlief. So nah beim Sohn, dass er ihm wenn nötig über den Kopf streicheln konnte.
“Noelia schläft schon durch!”
Ich war damals sehr müde. Und ziemlich verunsichert. Die Erfolgsgeschichten der anderen Eltern machten mich fertig: Noelia schlief angeblich von 22 bis 5 Uhr durch, seit sie vom Spital nach Hause kam (dank extra-sättigendem Abendschoppen sogar oft bis 6 Uhr). Und Felix schrie überhaupt nie nach dem Nuggi, weil er nämlich gar nie von seinen Eltern nach diesem Teufelsding süchtig gemacht worden war. Und dann war da noch Emma-Lou: Sie erwachte zwar häufig in der Nacht, spielte dann aber jauchzend im Gitterbett und schlief nach einer Weile selbstständig wieder ein.
So. Und jetzt wollen Sie natürlich wissen, was wir gemacht haben, damit unser Sohn vom notorischen Nachtruhestörer zum Superschläfer wurde. Gerne verrate ich Ihnen das Rezept: nichts. Wir haben nichts gemacht. Ausser, dass wir das starke Nähebedürfnis unseres Kindes gestillt haben. Und gewartet haben. Und so viel wie möglich geschlafen haben. Im Familienbett oder auf der Matratze im Kinderzimmer. Irgendwann hatte der Bub genug Nähe getankt und schlief zufrieden allein.
Ein Buch, das mir damals geholfen hat (wenn ich nicht zu müde war zum Lesen): “Schlafen und wachen”, das Elternbuch für Kindernächte von William Sears.
Lesen Sie zum Thema Schlaf auch die Beiträge: Wenn Kinder nicht schlafen können und So gehen Kinder gerne zu Bett.