Wie verfasst man eine präzise Definition? Dieser Artikel zeigt Ihnen einen effektiven Weg, gute Definitionen zu schreiben und bestehende Definitionen zu bewerten. Mit einer praktischen Checkliste können Sie die Qualität von Definitionen einfach überprüfen. So ermöglichen Sie eine klare und sichere Kommunikation, insbesondere in juristischen Fragestellungen.
Definition des Begriffs Definition
Beginnen wir mit einer Definition des Begriffs “Definition”:
Eine Definition setzt sich oft nach folgender Formel zusammen:
zu definierender Begriff = Gattungsbegriff + einschränkende Merkmale
Beispiel: Die MDR (Medizinprodukteverordnung) definiert ein invasives Produkt wie folgt:
“”invasives Produkt” bezeichnet ein Produkt, das durch die Körperoberfläche oder über eine Körperöffnung ganz oder teilweise in den Körper eindringt.”
In diesem Beispiel ist “Produkt” der Gattungsbegriff und das einschränkende Merkmal definiert, dass das Produkt durch die Körperoberfläche oder über eine Körperöffnung in den Körper eindringen muss, um als invasives Produkt zu gelten.
Eine Bewertung dieser Definition finden Sie weiter unten.
Gute Definitionen schreiben
Wenn Sie eine gute Definition verfassen möchten, gehen Sie wie folgt vor:
Schritt 1: Gattungsbegriff(e) finden
In der Regel sollte eine Definition nur einen Gattungsbegriff verwenden. Es ist wichtig, einen möglichst genauen Gattungsbegriff zu finden. In einer Taxonomie wählen Sie beispielsweise den Begriff, der am tiefsten im hierarchischen Klassifikationssystem liegt.
Schritt 2: Einschränkende Merkmale festlegen
Jetzt wird die gefundene Menge durch einschränkende Merkmale eingegrenzt. Diese Merkmale können durch Kombinationen von “und” und “oder” miteinander verknüpft werden. Genau genommen erfolgt die Einschränkung in zwei Schritten: Das Attribut wird festgelegt und damit die Dimensionen eingeschränkt. Anschließend werden die Werte des jeweiligen Attributs in jeder Dimension festgelegt.
Schritt 3: Definition anhand der Checkliste überprüfen
Zum Schluss sollten Sie die neue Definition anhand der folgenden Checkliste überprüfen:
- Die Definition definiert nur einen Begriff.
- Die Definition enthält keine Tautologie, d.h. sie enthält keinen Zirkelbezug.
- Die Definition verwendet nur definierte Begriffe.
- Die Definition besteht nur aus Gattungsbegriffen und einschränkenden Merkmalen.
- Die Gattungsbegriffe sind möglichst spezifisch.
- Die Definition enthält keine Erläuterungen, Begründungen oder Beispiele. Diese gehören zu den Anmerkungen.
- Die Attribute sind atomar und können nicht weiter unterteilt werden.
- Die Attribute sind orthogonal und überschneiden sich nicht.
- Die Attribute sind einfach und binär entscheidbar.
- Die Attribute erweitern den Gattungsbegriff nicht.
- Attribute müssen klar verständlich sein.
Definitionen: Beispiele aus MDR und IVDR
Die Medizinprodukteverordnung (MDR) und die In-vitro-Diagnostika-Verordnung (IVDR) enthalten viele Definitionen, die meisten erfüllen die obige Checkliste. Doch es gibt auch Definitionen, die Fragen aufwerfen. Einige Beispiele:
- “Rückruf” bezeichnet jede Maßnahme, die auf Erwirkung der Rückgabe eines dem Endverbraucher schon bereitgestellten Produkts abzielt. Zählt die Aufforderung eines Herstellers, ein unbezahltes Produkt zurückzugeben, als Rückruf?
- “Gemeinsame Spezifikationen” bezeichnen technische und/oder klinische Anforderungen, die keine Norm sind und die rechtlichen Verpflichtungen für ein Produkt, ein Verfahren oder ein System ermöglichen. Viele Best Practices erfüllen diese Anforderungen und helfen dabei, Verpflichtungen einzuhalten, sind aber keine “Gemeinsamen Spezifikationen”.
- “Produktmangel” bezeichnet eine Unzulänglichkeit in Bezug auf Identifizierung, Qualität, Haltbarkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit oder Leistung eines Produkts, einschließlich Fehlfunktionen, Anwendungsfehlern oder Unzulänglichkeit der vom Hersteller bereitgestellten Information. Hier könnte der Gattungsbegriff unvollständig sein.
Warum es dem Recht schwerfällt, Technologiebegriffe zu definieren
Rechtliche Definitionen können besonders schwierig sein, wenn sich die Bezugspunkte schnell ändern. Denn je konkreter eine Definition ist, desto starrer ist sie oft. Es ist eine Herausforderung, Definitionen zu finden, die sowohl Rechtssicherheit bieten als auch flexibel genug sind, um sich an veränderte Umstände anzupassen. Dabei ist es wichtig, Definitionen regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um ihre Güte und Aktualität sicherzustellen.
Fazit
Gute Definitionen sind unverzichtbar, insbesondere im Recht. Obwohl es nicht immer einfach ist, allen Anforderungen gerecht zu werden, wird Ihnen die Checkliste dabei helfen. Wenn Ihre Definition alle Kriterien erfüllt, können Sie sicher sein, dass sie von hoher Qualität ist. Haben Sie eine schlechte Definition in einer rechtlichen Regelung zur Medizintechnik entdeckt? Teilen Sie uns dies bitte in den Kommentaren mit! Wir leiten dies an unsere Regulatory Scientists weiter, die dazu beitragen, das Gesundheitssystem und seine Regulierung zu verbessern. Lesen Sie mehr über Regulatory Science in unserem Blogbeitrag.