Haben Sie schon immer davon geträumt, Ihr eigenes Musiklabel zu gründen und Ihr eigener Plattenchef zu sein? In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihren Traum wahr werden lassen können. Wir geben Ihnen wertvolle Tipps und Informationen, die Ihnen den Einstieg in die Musikbranche erleichtern.
Welche Lizenzen und Genehmigungen brauchen Sie?
ISRC
Wenn Sie GEMA-pflichtige Musik herstellen möchten, benötigen Sie Lizenzen für die Vervielfältigung. Um Ihre Musik später auf den Markt bringen zu können, ist ein International Standard Recording Code (ISRC) erforderlich. Dieser einzigartige Code ordnet jedem Musikstück das dazugehörige Label zu. Der Code wird später jedem Song zugewiesen. Den ISRC-Code können Sie beim Bundesverband Musikindustrie für etwa 250 Euro erhalten.
LC
Ein weiterer wichtiger Code, den Sie benötigen, ist der Labelcode (LC). Dieser wird auf die CD-Hüllen gedruckt, um das Produkt einem Plattenlabel zuzuordnen.
EAN
Wenn Sie die Musik nicht nur digital zum Download anbieten möchten, sondern als physischen Datenträger in den Handel bringen wollen, benötigen Sie zusätzlich eine European Article Number (EAN) für jede produzierte CD. Die Kosten für 10.000 Artikelnummern betragen einmalig 330 Euro.
Welche Rechtsform sollten Sie wählen?
Bevor Sie Ihr eigenes Musiklabel gründen, sollten Sie darüber nachdenken, welche Rechtsform am besten zu Ihren Bedürfnissen passt. Gängige Rechtsformen in der Branche sind GmbH, UG oder Einzelunternehmen. Beachten Sie, dass sich die verschiedenen Rechtsformen auch steuerlich unterscheiden.
Anmeldung bei Behörden und Institutionen
Bei der Gründung Ihres Musiklabels müssen Sie verschiedene Behörden und Institutionen kontaktieren. Hier sind die wichtigsten Schritte aufgelistet:
Handelsregister-Eintragung als Plattenlabel
Wenn Sie sich für eine GmbH oder UG als Rechtsform entschieden haben, müssen Sie Ihr Label ins Handelsregister eintragen lassen. Als Einzelunternehmer müssen Sie ebenfalls eine Eintragung vornehmen.
Plattenfirma als Gewerbe anmelden
Der erste Schritt ist der Gang zum zuständigen Gewerbeamt. Hier melden Sie Ihr Musiklabel an und erhalten einen Gewerbeschein. Das Finanzamt wird sich anschließend automatisch mit Ihnen in Verbindung setzen und Sie steuerlich erfassen.
Industrie- und Handelskammer
Nach der Anmeldung Ihres Labels beim Gewerbeamt werden Sie von Ihrer zuständigen Industrie- und Handelskammer über die Gründung informiert.
Berufsgenossenschaft
Wenn Sie ein Musiklabel gründen, müssen Sie sich bei der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft anmelden, da Sie für Ihre Mitarbeiter die gesetzliche Unfallversicherung bereitstellen müssen.
Berufsverbände
Eine Mitgliedschaft in der GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) und im BVMI (Bundesverband Musikindustrie) ist empfehlenswert. Als Independent Label profitieren Sie als Verbandsmitglied von Vergünstigungen und können eine kostenfreie Rechtsberatung in Anspruch nehmen.
Kosten im Blick behalten
Bei der Gründung eines Musiklabels fallen verschiedene Kosten an. Es ist wichtig, dass Sie einen Finanzplan aufstellen und dabei an folgende Punkte denken:
- GEMA-Lizenzen
- Anschaffungskosten für Ihre Ausstattung
- Kosten für ISRC, LC und EAN
- Kosten für Künstler, die bei Ihnen unter Vertrag sind
- Kosten für Promotion und Marketing
- Kosten für Webdesign
- Personalkosten
- Kosten für Kommunikation und Reisen
- Marketing- und Akquisekosten
- Kosten für Pressung und Veröffentlichung eines Albums
- Betriebskosten und Ladenmiete
- Steuern, Versicherungen, Mitgliedschaften (Künstlersozialkasse, Berufsgenossenschaft, IHK-Beitrag)
- Finanzielles Polster für unvorhergesehene Ereignisse
Finanzierungsmöglichkeiten für Ihr Plattenlabel
Als Firmengründer sind Sie oft auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um Ihrem Unternehmen eine solide Grundlage zu geben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung:
- Gründungszuschüsse von der Bundesarbeitsagentur
- Fördergelder der EU für Start-ups und Existenzgründungen
- Kredite von der KfW für Existenzgründer
Businessplan für Ihr Musiklabel
Ein gut durchdachter Businessplan ist die Grundlage für eine erfolgreiche Unternehmensgründung. Im Businessplan sollten folgende Punkte enthalten sein:
- Marktanalyse: Welche anderen Labels gibt es am Markt? Wo gibt es einen Bedarf für neue Labels?
- Nischenfindung: Welches Künstlerportfolio macht Sinn? Welche Kontakte müssen aufgebaut werden?
- Persönliche Qualifikationen: Welche Fähigkeiten und Erfahrungen bringen Sie mit?
- Zielgruppe: Welche Künstler, Musiker und Interpreten möchten Sie ansprechen?
- Zusatzangebote: Welche zusätzlichen Leistungen in Sachen Booking, Promotion und Vertrieb können Sie bieten?
- Standortwahl: Wo gibt es eine hohe Künstlerdichte? Profitieren Sie von der Nähe zur Musikindustrie?
- Finanzierung: Benötigen Sie Partner, Investoren, Fördermittel oder Kredite?
- Marketing: Welche Werbekanäle sind die richtigen für Ihre Zielgruppe? Welche Multiplikatoren sind nötig, um Bekanntheit zu erreichen?
Das Produkt: Musik, mit dem Sie erfolgreich werden wollen
Das wichtigste Element in der Musikbranche ist das Produkt selbst – die Musik. Es ist wichtig, dass Sie sich auf ein spezielles Genre konzentrieren und eine Nische finden. Bauen Sie Ihr Wissen in diesem Genre aus. Werden Sie als Experte wahrgenommen und bieten Sie Ihren Künstlern einen Mehrwert. Beachten Sie auch aktuelle Trends, um die Kaufbereitschaft der Konsumenten zu nutzen. Finden Sie die richtige Balance zwischen avantgardistisch und populär.
Standort für Ihr Musiklabel
Der Firmenstandort ist in der Musikbranche weniger relevant. Es empfiehlt sich jedoch, das Label in der Nähe von Großstädten mit Tonstudios zu gründen, um näher an den Künstlern zu sein. Geschäftsräume können, müssen aber nicht angemietet werden. Denken Sie jedoch daran, dass ein repräsentativer Empfangsraum für Künstler und Vertragspartner wichtig sein kann. Der Wettbewerb findet hauptsächlich im digitalen Raum statt, daher ist eine starke Online-Präsenz sehr wichtig.
Qualifikation und Personal
Als Gründer eines Musiklabels sollten Sie über ein großes Maß an Kreativität und Know-how verfügen. Je nachdem, wie umfangreich Ihr Label sein soll, müssen Sie die Personalfrage klären. Es ist wichtig, dass Sie Ihre eigenen Stärken und Schwächen realistisch einschätzen und gegebenenfalls Mitarbeiter mit anderen Fähigkeiten einstellen. Je nach Budget können Sie Ihr Team nach und nach erweitern.
Know-how für die Gründung eines Musiklabels
Für die Gründung eines eigenen Musiklabels benötigen Sie keine spezielle Ausbildung. Es ist jedoch wichtig, dass Sie tiefe Kenntnisse in der Musikbranche haben und idealerweise selbst Musiker oder Produzent sind. Kontakte zu Künstlern sind essentiell und lassen sich meist nur aufbauen, wenn Sie selbst ein ernstzunehmender Musiker sind oder bereits Erfahrung in der Branche haben.
Marketing und Vertrieb
Der Aufbau von Kontakten zu Künstlern und der Aufbau eines Adressverteilers sind entscheidend für den Erfolg Ihres Labels. Recherchieren Sie nach vergleichbaren Künstlern und deren Vertriebswegen. Investieren Sie in professionelles Webdesign und sorgen Sie für eine optimale Online-Präsenz. Nutzen Sie auch Printmedien und lokale Radiosender, um Ihr Label bekannt zu machen.
Zahlen und Fakten der Musikindustrie in Deutschland
Die Musikbranche wächst vor allem durch Streaming-Services. Im ersten Halbjahr 2017 erzielte die deutsche Musikbranche einen Umsatz von 740 Millionen Euro, ein Plus von 2,9% im Vergleich zum Vorjahr. Der Verkauf von physischen Tonträgern wie CDs bleibt ein wichtiger Umsatzfaktor. Streaming-Services verzeichnen ein Wachstum von über 10%. Die Prognosen zeigen, dass Streaming in Zukunft den größten Anteil am Umsatz haben wird.
Mit diesen Informationen sind Sie nun bestens gerüstet, um Ihr eigenes Musiklabel zu gründen. Viel Erfolg und Spaß in der aufregenden Welt der Musik!
