Wie stark strahlt Mobilfunk? Wir messen nach!

Wie stark strahlt Mobilfunk? Wir messen nach!

Das Summen der Touristenbusse, das Rauschen des Wassers im Neptunbrunnen und das Glockenspiel im Roten Rathaus – inmitten des geschäftigen Treibens in Berlin herrscht bei Artem Rudov absolute Stille. Der Experte der Bundesnetzagentur hat seine Aufmerksamkeit auf ein unscheinbares graues Kästchen gerichtet. Der sogenannte Spektrum-Analysator ermöglicht es Rudov, die aktuelle Funkaktivität direkt unter dem Fernsehturm Berlins zu erfassen.

In der pulsierenden Hauptstadt pulsiert auch das Funkgeschehen. Rundfunk- und TV-Signale senden vom Fernsehturm, Mobilfunkunternehmen und Behörden betreiben zahlreiche Funkanlagen in der Umgebung. Tausende von Menschen nutzen ihre Smartphones, laden E-Mails herunter und teilen Fotos. Doch bedeutet der Ausbau des Mobilfunknetzes, dass die elektromagnetische Strahlung an solchen Orten zunimmt? Überraschenderweise ist das Gegenteil der Fall: Die Strahlenwerte sind häufig niedriger als in den Vorjahren. Warum ist das so?

Der Mobilfunkausbau bringt nicht nur das neue 5G-Netz mit sich, sondern führt auch dazu, dass veraltete Technologien verschwinden. Die analogen Fernsehsender sind bereits verschwunden und die UKW-Radios sollen bald abgeschaltet werden. Gleichzeitig rüsten Mobilfunkbetreiber ihre Anlagen auf moderne 4G-Technologie um. Die Fachleute der Bundesnetzagentur halten es fest im Blick, was in Deutschland funktechnisch geschieht. Sie führen jedes Jahr mehr als 1.000 Immissionsmessungen durch, wobei die Hälfte der Orte von der Bundesnetzagentur festgelegt wird und die andere Hälfte von den Bundesländern vorgeschlagen wird.

Die Experten nehmen ihre Aufgabe sehr ernst und führen die Messungen unter strengen Kriterien durch. Die Messunsicherheiten werden immer zum Messwert hinzugefügt, was bedeutet, dass die aufgezeichneten Werte eher höher sind als die tatsächlichen elektromagnetischen Feldstärken. Die Genauigkeit der Messung wird durch die Kurve verdeutlicht, die Artem Rudov mit dem Spektrum-Analysator sichtbar macht. Bereits bei einem Hundertstel des zulässigen Grenzwertes wird eine rote Linie gezogen. Wenn eine Messung diese Linie überschreitet, wird sie in das Protokoll aufgenommen.

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Die Messungen finden an verschiedenen Orten statt, darunter Marktplätze, Schulhöfe und Wohngebiete. Sie werden öffentlich zugänglich gemacht und sind Teil der EMF-Karte, auf der sie als graue Dreiecke mit einem “i” dargestellt werden. Bürgerinnen und Bürger können ihre Kommunen um Messungen an bestimmten Orten bitten. Obwohl nicht jeder Vorschlag berücksichtigt werden kann, dienen die Messungen dem Gemeinwohl.

Die Ergebnisse der Messungen zeigen, dass die Grenzwerte für elektromagnetische Strahlung in der Praxis nie überschritten wurden. Selbst an stark frequentierten Orten wie dem Alexanderplatz liegen die gemessenen Werte weit unterhalb der Grenzwerte. Die Immissionsmessungen tragen dazu bei, dass die Situation entspannt bleibt. Durch die Kombination der Messungen aller umliegenden Funkanlagen ermittelt die Bundesnetzagentur einen Gesamtwert für die Grenzwertausschöpfung. Am Berliner Fernsehturm beträgt dieser Wert lediglich 6,6 Prozent.

Die Immissionsmessungen konzentrieren sich auf die thermische Wirkung der Funkstrahlung. Die minimal erhöhte Gewebetemperatur, die durch die Aufnahme von elektromagnetischen Feldern entsteht, ist so gering, dass sie nicht spürbar ist. Die Grenzwerte gewährleisten, dass die thermische Wirkung minimal und verträglich bleibt.

Es ist beruhigend zu wissen, dass die Strahlenbelastung durch Mobilfunk in Deutschland den strengen Vorschriften entspricht und die Gesundheit der Menschen geschützt ist. Die Messungen der Bundesnetzagentur tragen dazu bei, dass wir uns sicher fühlen können, während wir uns im Funkgewirr unserer Stadt bewegen.

*[EMF]: Elektromagnetische Felder