Wie viel Krankenpflege steckt in der Altenpflege?

Wie viel Krankenpflege steckt in der Altenpflege?

Die Altenpflege in Deutschland steht vor einem anhaltenden Fachkräftemangel. Trotz steigender Anzahl von pflegebedürftigen Personen zieht es das Pflegepersonal nach der Ausbildung oft in andere Bereiche. Die gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Abhilfe sind unzureichend und an falscher Stelle angesetzt. Ein wesentlicher Aspekt für die zukünftige Personalsituation liegt in der beruflichen Qualifikation. Krankenpflege und Altenpflege ringen um Abgrenzung und eigenständige Berufsbilder, doch ein Kompromiss könnte für beide Berufsgruppen von Vorteil sein.

Die Unterschiede zwischen Krankenpflege und Altenpflege

Der Beruf der Krankenpflege ist durch die Zusammenarbeit mit Medizinern geprägt und auf die Heilung ausgerichtet. Historisch gesehen wurde er als typischer Frauenberuf angesehen, der die Assistenz des Arztes unterstützt. Die Krankenpflege genießt noch immer mehr Ansehen als die Altenpflege.

Im Gegensatz dazu ist die Altenpflege ein vergleichsweise junger sozialpflegerischer Beruf. Sie entstand in den 1950er Jahren, um den Personalmangel in Altenheimen zu bewältigen. Die Beziehung zur großen Schwester, der Krankenpflege, prägt die Geschichte der Altenpflege. Sie übernahm Aufgaben, die mit der Akutmedizin weniger prestigeträchtig waren. Dort wurde die Altenpflege als Entlastung für die Krankenpflege gesehen.

Um die Altenpflege von der Krankenpflege abzugrenzen und die Fluktuation zwischen den Berufen zu verhindern, wurde in den 1960er Jahren die Altenpflege als eigenständiger Beruf definiert. Seit den 1980er Jahren wurde versucht, den Altenpflegeberuf bundesweit einheitlich zu regeln. Das Altenpflegegesetz von 2003 setzte dies formell um.

Qualifikation und berufliche Motivation

Die Krankenpflege hat oft einen höheren Status als die Altenpflege, wahrscheinlich aufgrund ihrer Nähe zum medizinischen Bereich. Bei der Berufswahl wird die Krankenpflege häufig der Altenpflege vorgezogen. Eine Studie zeigt, dass die Altenpflege für viele Auszubildende ihre zweite Wahl war, nachdem sie bereits andere Berufe ausgeübt hatten.

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Nach fünf Jahren sind nur noch etwa 20 Prozent der ausgebildeten AltenpflegerInnen in ihrem Beruf tätig. Viele wechseln in andere Berufe oder nehmen ein Studium auf. Im Vergleich dazu fällt die Fluktuation unter Krankenschwestern geringer aus. Krankenpflegekräfte haben oft ein höheres Einkommen und können auch in der Altenpflege arbeiten, während der umgekehrte Fall seltener ist.

Faktor Ausbildung und Berufszufriedenheit

Eine höhere Bildung führt oft zu höheren Erwartungen an den Beruf, die bei Enttäuschung zu Unzufriedenheit führen können. Während immer weniger Hauptschulabsolventen eine Ausbildung in der Altenpflege absolvieren, steigt der Anteil der Bewerber mit höherer Schulbildung. Dies birgt das Risiko, dass AltenpflegerInnen mit höherer Bildung in andere Berufe wechseln.

Studien zeigen, dass Krankenschwestern im Vergleich zu anderen Berufen länger in ihrem Beruf tätig sind und auch als Mütter weiterarbeiten können.

Fazit und Ausblick

Eine einheitliche Ausbildung in der Altenpflege existiert nur in Deutschland. Trotz der Konkurrenz zwischen den Berufen der Kranken- und Altenpflege haben beide Berufsgruppen ähnliche Probleme und Ziele. Eine Steigerung der Attraktivität des Berufs könnte dazu beitragen, qualifiziertes Personal in der Altenpflege zu halten.

Erste Modellversuche zeigen, dass eine Zusammenführung der Ausbildung von Krankenpflege und Altenpflege möglich ist und zu einer höheren Qualität führen kann. Eine Vereinheitlichung der Ausbildungsformen könnte das Interesse an Pflegeberufen steigern.

Die aktuelle Debatte um die Akademisierung der Pflegeberufe zeigt jedoch, dass die Übernahme von Ausbildungssystemen anderer Länder in Deutschland schwierig ist. Eine flächendeckende Akademisierung ist im deutschen Gesundheitssystem nicht umsetzbar. Eine Vereinheitlichung oder teilweise gemeinsame Ausbildung der beiden Berufe könnte ein sinnvoller Kompromiss sein.