Möchtest du eine wissenschaftliche Karriere in Deutschland einschlagen? Leider ist der Beruf des Professors kein Job, den man einfach so erlernen kann. Es gibt keine festgelegte Ausbildung. Der Weg zum Professor sieht für jeden Nachwuchswissenschaftler anders aus. Doch wenn man es schafft, erwartet einen ein prestigeträchtiger Arbeitsplatz mit eigenen Interessen und täglichem Kontakt zu jungen Menschen.
Ein Traum für viele Studierende
Professor/in zu werden ist für viele Studierende ein Traum. Die Möglichkeit, in seinem Fach zu forschen und zu lehren, erscheint als vielversprechende Perspektive für die Zukunft. Doch der Weg dorthin ist lang, steinig und kaum planbar. Neben dem fachlichen Interesse und der persönlichen Eignung spielen auch Mentoren und Unterstützer eine wichtige Rolle. Ausdauer und Geduld sind ebenfalls erforderlich, denn Bewerber für eine Professur sind in der Regel um die 40 Jahre alt. Eine schnelle Karriere ist selten. Bis zur Berufung zum Professor sollte man sich nach dem Motto “der Weg ist das Ziel” am besten einrichten.
Einen Plan B parat haben
Vor der Berufung existiert selten finanzielle Sicherheit und häufige Ortswechsel sind an der Tagesordnung. Zudem darf man erst nach Vollendung des 50. Lebensjahres “Professor im Beamtenverhältnis” werden. Daher ist es ratsam, Alternativen zu haben, falls es mit der Berufung nicht klappt. Ohne einen Plan B kann es nach vielen Jahren wissenschaftlicher Arbeit zu einem bösen Erwachen kommen – mangels beruflicher Alternativen.
Etappenziele: Promotion und Habilitation
Trotz aller Unsicherheiten gibt es Meilensteine, an denen man sich orientieren kann.
Das erste Etappenziel auf dem Weg zum Professor ist die Doktorarbeit. Mit einer Promotion kann man sich bereits um Dozentenstellen an Universitäten bewerben. Die Bezahlung ist meist nicht üppig, aber es geht vor allem darum, viel zu veröffentlichen, Kontakte zu knüpfen und gute Ergebnisse in Forschung und Lehre zu erzielen. Gleichzeitig arbeitet man auch an der Habilitation.
Nach erfolgreicher Habilitation darf man an deutschen Hochschulen eigenständig lehren und forschen – und den Titel Privatdozent tragen. Die Habilitation ist praktisch die Voraussetzung, um auf einen Lehrstuhl als Professor berufen zu werden. (Seit 2002 besteht auch die Möglichkeit, direkt nach der Promotion Juniorprofessor zu werden).
Statt eines Vorstellungsgesprächs gibt es im Berufungsverfahren eine Probevorlesung vor einer Berufungskommission. Diese Prozedur wird umgangssprachlich als “Vorsingen” bezeichnet. Wenn der Favorit für die offene Stelle gefunden ist, erhält er eine “Berufung” und darf sich fortan Professor nennen.
Professor an einer Fachhochschule
Für eine Bewerbung auf eine Professur an einer Fachhochschule gelten im Allgemeinen die gleichen Richtlinien, es gibt jedoch ein paar Ausnahmen und Besonderheiten. Ohne einen Doktortitel kann man sich nur dann an einer Fachhochschule bewerben, wenn in der entsprechenden Fachrichtung eine Promotion nicht üblich ist, zum Beispiel bei Architekten, Künstlern und Designern. In diesem Fall können Auszeichnungen, Preise oder erfolgreiche Ausstellungen die besondere wissenschaftliche Befähigung ersetzen.
Berufserfahrung ist für eine Bewerbung an einer Fachhochschule zwingend erforderlich. Es werden fünf Jahre erwartet, davon mindestens drei Jahre außerhalb von Hochschulen.
Ein weiteres wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Bewerbung ist pädagogische Erfahrung, zum Beispiel durch einen Lehrauftrag an einer Hochschule. An einer Fachhochschule nimmt die Lehre einen großen Teil der Arbeit eines Professors ein.
Laut dem Statistischen Bundesamt lehrten und forschen im Jahr 2014 insgesamt 35.687 hauptberufliche Professoren und 10.062 hauptberufliche Professorinnen an deutschen Hochschulen. Das mag sich nicht wenig anhören, aber wenn man bedenkt, dass das Anforderungsprofil für jeden Lehrstuhl sehr speziell ist, gilt für alle Interessenten: Nur wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, hat eine echte Chance.
Der Weg zum Professor ist anspruchsvoll, aber für viele Studierende ein attraktives Ziel. Mit harter Arbeit, Ausdauer und den richtigen Kontakten kann man es schaffen, eine erfolgreiche Karriere an einer Hochschule einzuschlagen.