ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) kann auch im Erwachsenenalter diagnostiziert werden. In diesem Artikel erfährst du, wie die Diagnosestellung erfolgt und welche Untersuchungen dabei zum Einsatz kommen.
Das Untersuchungsgespräch (Exploration)
Bei der Diagnostik von ADHS steht das Gespräch mit dem Betroffenen im Vordergrund. Der Untersucher erkundigt sich nach den aktuellen Problemen und prüft, ob die Kriterien von ADHS bereits im Kindes- und Jugendalter erfüllt waren. Zusätzlich ist es sinnvoll, mit Freunden, Partnern oder Kollegen des Betroffenen zu sprechen, um die konkreten Verhaltensprobleme in verschiedenen Situationen zu ermitteln.
Fragebögen
Neben dem Gespräch können standardisierte Fragebögen eingesetzt werden, um die Probleme genauer zu erfassen. Diese Fragebögen dienen entweder zur Selbstbeurteilung durch den Betroffenen selbst oder zur Fremdbeurteilung durch Bezugspersonen, Partner und Freunde. Es gibt verschiedene Fragebögen für den Erwachsenenbereich, wie z.B. ADHS-DC, ADHS Interview, CAARS-O, WIR, ADHS-SB, ADHS-E, CAARS-S, KATE, WR-SB und WURS-K.
Verhaltensbeobachtung
Im Gegensatz zur Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen ist die Verhaltensbeobachtung bei Erwachsenen mit ADHS weniger aussagekräftig. Da sich das hypermotorische Verhalten bei vielen Betroffenen im Erwachsenenalter zurückbildet und einer inneren Unruhe weicht, sind körperliche Unruhezeichen selten. Dennoch können Anzeichen einer Störung der motorischen Aktivität auftreten, wie z.B. Trommeln mit den Fingern, Spielen mit Stiften oder Schlüsseln, Herumnesteln oder Wippen im Sitzen mit den Füßen.
Testpsychologische Untersuchungen
Testpsychologische Untersuchungen können zur Sicherstellung der Diagnose ADHS beitragen. Es gibt jedoch keinen einzelnen Test, der die Diagnose eindeutig bestätigt. Bei Problemen in Ausbildung oder Studium kann eine Intelligenztestung sinnvoll sein, um eine mögliche Teilleistungsschwäche auszuschließen.
Körperliche Untersuchungen
Um die Diagnose ADHS stellen zu können, müssen bestimmte körperliche Erkrankungen als mögliche Ursache der Probleme ausgeschlossen werden. Schilddrüsenerkrankungen, Anfallsleiden oder ein Schädel-Hirntrauma können ähnliche Symptome wie ADHS verursachen. Außerdem muss überprüft werden, ob die Symptome durch die Einnahme von Medikamenten oder den Missbrauch von Substanzen verursacht werden. Daher sind körperliche Untersuchungen und Blutentnahmen zur Bestimmung von Laborparametern in der Regel unverzichtbar.
Technische Untersuchungen
Als Zusatzdiagnostik empfehlen Fachleute eine Untersuchung der Schilddrüse und ein EEG, um internistische und neurologische Erkrankungen auszuschließen. In einigen Fällen können auch bildgebende Verfahren wie CT, MRI oder fMRI sowie psychophysiologische Verfahren wie EEG, evozierte Potentiale oder transkranielle Magnetstimulation sinnvoll sein, um strukturelle und funktionelle Besonderheiten des Gehirns zu analysieren.
Die Diagnosestellung von ADHS im Erwachsenenalter erfordert in der Regel mehrere Sitzungen und eine umfassende Untersuchung. Durch die Einhaltung der festgelegten Leitlinien können die Untersucher eine fundierte Diagnose stellen und die richtige Behandlung für die betroffenen Personen empfehlen.