Wie wird Multiple Sklerose diagnostiziert?

Wie wird Multiple Sklerose diagnostiziert?

Die Diagnose von Multipler Sklerose (MS) ist keine leichte Aufgabe. Die Symptome sind vielfältig und es gibt keine spezifischen Anzeichen, die ausschließlich bei MS auftreten. Doch wie wird die Diagnose gestellt? In diesem Artikel erfährst du, welche Untersuchungen notwendig sind, um MS zu diagnostizieren.

Krankengeschichte

Der erste Schritt in Richtung MS-Diagnose ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient. Dabei erhebt der Mediziner die Krankengeschichte (Anamnese). Er stellt Fragen zu den genauen Beschwerden, dem Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens und eventuellen Veränderungen der Symptome im Verlauf der Zeit. Auch Informationen über Autoimmunerkrankungen in der Familie oder frühere Fälle von MS sind relevant. Es ist wichtig, dass der Patient alle Beschwerden schildert, auch wenn sie ihm harmlos erscheinen oder schon längst wieder abgeklungen sind. Manchmal lassen sich nämlich auch Symptome, die schon Monate oder Jahre zurückliegen, im Nachhinein als erste Anzeichen von MS identifizieren.

Neurologische Untersuchung

Nach dem Anamnese-Gespräch folgt eine ausführliche neurologische Untersuchung. Dabei werden die Funktionen des Gehirns und der Nerven überprüft. Es werden beispielsweise die Funktion der Augen und Hirnnerven, die Empfindung von Berührung, Schmerz und Temperatur, die Muskelkraft und -spannung, die Koordination und Bewegung sowie die Reflexe untersucht. Die Ergebnisse werden standardisiert ermittelt und dokumentiert. Zur Bewertung des Behinderungsgrads bei MS werden oft die “Expanded Disability Status Scale” (EDSS) oder die “Multiple Sclerosis Functional Composite Scale” (MSFC) verwendet.

Kernspintomografie (MRT)

Eine Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) ist bei Verdacht auf MS besonders wichtig. Durch die Gabe eines Kontrastmittels können aktive Entzündungsherde im Gehirn und Rückenmark sichtbar gemacht werden. Die Diagnosekriterien verlangen, dass Entzündungsherde bei einem schubförmigen Verlauf der MS räumlich und zeitlich verteilt auftreten. Das bedeutet, dass an mehreren Stellen im Zentralnervensystem (ZNS) Entzündungsherde vorhanden sein müssen und im Verlauf der Krankheit neue Herde entstehen müssen. Wenn MS-typische Veränderungen im ZNS durch die MRT nachgewiesen werden können, ohne dass der Patient klinische Symptome der Erkrankung zeigt, handelt es sich nicht um MS, sondern um das radiologisch-isolierte Syndrom (RIS).

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Liquor-Diagnostik

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Diagnose von MS ist die Untersuchung des Nervenwassers (Liquor). Dazu wird unter örtlicher Betäubung eine Probe des Nervenwassers aus dem Kanal des Rückenmarks entnommen und im Labor analysiert. Bei chronisch-entzündlichen Prozessen im ZNS, wie sie bei MS auftreten, können im Nervenwasser verschiedene Auffälligkeiten nachgewiesen werden, zum Beispiel bestimmte Eiweiß-Muster (oligoklonale Banden). Die Liquor-Diagnostik kann auch dazu dienen, festzustellen, ob die Entzündung im Nervensystem möglicherweise durch Keime, wie die Erreger der Borreliose, verursacht wird und nicht durch MS.

Neurophysiologische Untersuchung

Unter bestimmten Umständen können neurophysiologische Untersuchungen hilfreich sein, um Schäden im ZNS nachzuweisen, die klinisch nicht nachweisbar sind, und bestehende Symptome objektiv zu erfassen. Die sogenannten evozierten Potenziale erlauben eine Aussage über die Erregungsübertragung im ZNS. Bei diesen Untersuchungen werden elektrische Spannungsunterschiede gemessen, die bei gezielter Reizung bestimmter Nervenbahnen auftreten. Die Erfassung erfolgt meist per Elektroenzephalografie (EEG). Folgende Evozierte Potenziale sind bei der MS-Diagnostik hilfreich: visuell evozierte Potenziale (VEP), somato-sensibel evozierte Potenziale (SSEP), motorisch evozierte Potenziale (MEP) und akustisch evozierte Potenziale (AEP).

Blut- und Urin-Untersuchungen

Blut- und Urin-Untersuchungen sind vor allem dazu da, andere mögliche Ursachen für die Symptome und Entzündungen im ZNS auszuschließen. Bei der Blutanalyse werden unter anderem das große Blutbild, Elektrolyte wie Kalium und Natrium, das C-reaktive Protein (CRP), der Blutzucker sowie Leber-, Nieren- und Schilddrüsenwerte untersucht. Außerdem können Auto-Antikörper und Antikörper gegen verschiedene Infektions-Erreger nachgewiesen werden.

Die Diagnose von MS ist oft eine langwierige Prozedur, die Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern kann. Sie ähnelt einem Puzzle, bei dem immer mehr Teile zusammenpassen müssen, um eine sichere Diagnose zu stellen. Je mehr Befunde zusammenkommen, desto sicherer kann eine MS diagnostiziert werden.

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