Nachdem wir uns im letzten Teil der Reihe über das rhetorische Stilmittel der Wiederholung und Wiederholungen ganz allgemein unterhalten haben, wollen wir uns in diesem Artikel mit den Wiederholungen von Satzelementen beschäftigen. Hierbei geht es um die Epiploke, die Epanalepse, die Geminaio, die Epizeuxis, die Anapher, die Epipher, die Symploke, den Kyklos, die Epanadiplose und die Anadiplose. Jede dieser Stilfiguren wird anhand eines Beispiels erklärt.
Epanalepse
Die Epanalepse tritt auf, wenn ein Element (ein Wort oder eine Wortgruppe) am Anfang des Satzes unmittelbar danach oder mit Abstand wiederholt wird. Ein Beispiel hierfür ist:
“Rede nett, rede nett mit dem Mann. Rede weiter …” (Myron Levoy: Ein Schatten wie ein Leopard, Kapitel 6).
Man kann den Satz auch etwas umformulieren, zum Beispiel: “Rede nett, ganz cool, rede nett mit dem Mann. Rede weiter …”. Dabei bleibt die Epanalepse erhalten. Es macht also keinen Unterschied, ob das Element direkt am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Satzes wiederholt wird.
Wenn ein Element jedoch ohne Abstand wiederholt wird, handelt es sich um den Spezialfall einer Geminatio. Beispielsweise: “Nein! nein! ich thu’ ihr Unrecht” (Friedrich Schiller: Die Räuber, Erster Akt, Erste Scene).
Wiederholungen am Anfang und am Ende
Anapher
Hier wird ein Element am Anfang aufeinanderfolgender Sätze oder Satzteile wiederholt. Ein Beispiel dafür ist: “Dort treffe ich dann meinen Vater, dort treffe ich meine Mutter, meine Schwestern und meine Brüder … Dort treffe ich dann all jene Menschen meiner Ahnenreihe von Beginn an” (John McTiernan, Michael Crichton: Der 13te Krieger).
Epipher
Die Epipher ist das genaue Gegenteil der Anapher. Hier wird ein Element am Ende aufeinanderfolgender Sätze oder Satzteile wiederholt. Ein Beispiel hierfür ist: “Want me, it all seems to say. Love me. Desire me. Choose me. I need you” (Norah Vincent: Self-Made Man. One Woman’s Year Disguised as a Man, Kapitel: 4. Love).
Man kann sowohl die Anapher als auch die Epipher miteinander verbinden. Das Ergebnis davon nennt sich Symploke. Eine Symploke tritt auf, wenn gleiche Wörter am Anfang und am Ende aufeinanderfolgender Sätze wiederholt werden. “You ignore me. You disdain me. You destroy me. I hate you” (Norah Vincent: Self-Made Man. One Woman’s Year Disguised as a Man, Kapitel: 4. Love).
Ein weiteres Stilmittel, das Wiederholungen am Anfang und am Ende eines Satzes verwendet, ist der Kyklos. Hierbei wird ein Element am Anfang und am Ende eines Satzes wiederholt. Ein Beispiel hierfür ist: “Entbehren sollst du! sollst entbehren!” (Johann Wolfgang Goethe: Faust I, V. 1549).
Wenn eine größere Einheit betrachtet wird – zum Beispiel ein Absatz oder sogar ein ganzes Werk – spricht man von einer Epanadiplose. Ein Beispiel dafür ist: “Ich muss fort! Ich danke dir, Wilhelm, dass du meinen wankenden Entschluss bestimmt hast. Schon vierzehn Tage gehe ich mit dem Gedanken um, sie zu verlassen. Ich muss fort. Sie ist wieder in der Stadt bei einer Freundin. Und Albert – und – ich muss fort!” (Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werther, Am 3. September).
Verkettungen
Zu den Verkettungen gehört die Anadiplose. Hier wird das letzte Element einer Einheit am Anfang der darauf folgenden Einheit wiederholt. Ein Beispiel hierfür ist: “Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen” (Johann Wolfgang von Goethe: Seefahrt).
Mehrere Anadiplosen hintereinander ergeben eine Epiploke. Ein Beispiel hierfür ist: “A real woman is a mind, and a mind is a witness, and a witness is the last thing you need when you’re ashamed” (Norah Vincent: Self-Made Man. One Woman’s Year Disguised as a Man, Kapitel: 3. Sex).
Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass Wiederholungen häufig in Kombination mit anderen Stilmitteln auftreten, wie zum Beispiel anderen Formen der Wiederholung oder einer Klimax. Außerdem fallen rhetorische Wiederholungen oft besonders poetisch und emotional auf. Man kann auch beachten, dass viele der besprochenen Wiederholungen nicht nur auf Satzelemente angewendet werden können. Zum Beispiel beginnt und endet der Film “Forrest Gump” mit einer fliegenden Feder. Damit enthält das Werk eine visuelle Epanadiplose.