Wieso fühle ich mich schlecht?

Wieso fühle ich mich schlecht?

Gelegentlich kommen Klient/-innen in meine Praxis und beschreiben ein vermeintlich grundloses Gefühl der Unzufriedenheit. Sie berichten von undefinierbaren Ängsten, Traurigkeit oder spüren eine latente Unzufriedenheit. Zusammen versuchen wir herauszufinden, was die Ursache für diese negativen Emotionen sein könnte. Manchmal lässt sich ein konkreter Auslöser identifizieren, aber oft ist keiner erkennbar.

Unser Denken läuft größtenteils automatisch ab

Wenn keine konkrete Ursache zu finden ist, ist es sinnvoll, einen Blick auf unsere Gedanken zu werfen. Diese laufen größtenteils automatisch und unbewusst ab, sodass wir sie im Alltag kaum bemerken. Was wir jedoch spüren, sind die negativen Emotionen, die diese Gedanken in uns hervorrufen können.

Unsere automatischen Gedanken können einen großen Einfluss auf unsere Gefühle haben. Sie sind oft voller Interpretationen, Bewertungen und alten Überzeugungen, die blitzschnell durch verschiedene Situationen hervorgerufen werden können. Während unsere Gedanken größtenteils unbewusst im Hintergrund ablaufen, bemerken wir die daraus resultierenden Gefühle recht schnell. Die Palette der negativen Emotionen ist ebenso vielfältig wie die Gedanken, die sie auslösen können.

So entsteht oft die Annahme, dass wir uns vermeintlich “grundlos” schlecht fühlen. Doch dem ist nicht so. Der Grund für unsere unangenehmen Situationen liegt häufig in unseren Denkmustern. Diese haben sich oft über Jahre in uns verfestigt und sind ein fester Bestandteil unserer Persönlichkeit seit unserer Kindheit oder Jugend.

Wer hat sich nicht schon einmal innerhalb weniger Minuten vom Paradies in die Hölle gedacht? Eine konkrete, meist unerwartete Situation hat dazu geführt, dass unser Gedankenkarussell in Gang gekommen ist. Plötzlich herrscht ein undefinierbares Chaos in unserem Kopf, obwohl vor wenigen Minuten noch alles in Ordnung war.

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Den Autopilot erkennen – aber wie?

Es gibt viele Menschen, die gedanklich fast ausschließlich auf Autopilot laufen. Solange wir vorwiegend zufrieden in unserem Leben sind, stellt dies meist kein nennenswertes Problem dar. Doch wenn wir häufig in negativen Emotionen feststecken und uns nur schwer aus Grübelschleifen befreien können, kann es von großem Nutzen sein, sich regelmäßig beim Denken zu beobachten. Erst wenn wir unsere automatischen Denkmuster erkennen, können wir bewusst entscheiden, neue und realistischere Gedanken zu denken.

Automatische Gedanken erkennen in 3 Schritten

Hier möchte ich eine kleine Übung vorstellen, die regelmäßig in meiner Praxis Anwendung findet und gute Ergebnisse erzielt. Sie besteht aus drei Schritten, die am besten schriftlich durchgeführt werden.

Schritt 1: Emotionen beobachten

Unsere Emotionen können ein guter Kompass sein, um auf unbewusste Gedanken aufmerksam zu werden. Denn oft nehmen wir unsere Gefühle früher wahr als die Gedanken, die sie auslösen. Hierbei können folgende Fragen unterstützen:

  • Welche unangenehme Gefühlsveränderung habe ich wahrgenommen?
  • Wie würde ich das Gefühl benennen? Ärger, Angst, Traurigkeit…?
  • Habe ich dieses Gefühl häufiger? Wenn ja, in welchen konkreten Situationen?

Schritt 2: Gedanken bewusst machen

Im Anschluss sollten wir versuchen, rekonstruieren, was wir kurz bevor die unangenehme Emotion aufgetreten ist, gedacht haben. Dabei ist es wichtig, alles aufzuschreiben, was uns in diesem Moment durch den Kopf gegangen ist. Unser Gehirn neigt dazu, unsere destruktiven Gedanken umgehend zu zensieren, da wir objektiv wissen, dass viele davon unrealistisch sind. Dennoch halten uns diese Gedanken nicht davon ab, sie regelmäßig zu denken. Besonders Gedanken, die die Worte “immer” und “nie” enthalten, sollten genauer betrachtet werden.

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Schritt 3: Gedanken hinterfragen

Anschließend sollten wir einen Blick auf unsere Notizen werfen. Es kann schockierend sein, welche Interpretationen, negativen Bewertungen und selbstschädigenden Botschaften in unseren Gedanken stecken. Dabei können folgende Fragen unterstützen:

  • Entsprechen meine Gedanken der Realität?
  • Ist das wirklich wahr, was ich gerade gedacht habe?
  • Kann man das eventuell auch anders sehen?
  • Was würde ich einer guten Freundin oder einem guten Freund sagen, wenn sie mir diese Gedanken anvertrauen würde?

Am Anfang mag sich diese Vorgehensweise ungewohnt anfühlen, aber das ist normal. Unser Gehirn liebt das Gewohnte und neue Denkweisen erfordern anfangs Anstrengung. Doch erst wenn wir regelmäßig bewusster denken, haben wir die Möglichkeit, unsere Gedanken auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Es geht bei dieser Übung nicht darum, nur positiv zu denken oder sich die Dinge schönzureden. Das vorrangige Ziel ist es, eine realistische Denkweise zu etablieren und sich seiner Denkmuster bewusst zu werden. Im Anschluss empfiehlt es sich, neue und gesunde Denkweisen festzulegen und diese in unserem alltäglichen Denken zu verankern.

In meiner Praxis habe ich schon viele Klient/-innen auf diesem Prozess der Bewusstmachung und Veränderung begleiten dürfen. Gerade am Anfang kann es schwierig sein, tief verwurzelte Denkmuster bewusst zu machen. Eine professionelle Begleitung kann hier von großem Vorteil sein.

Haben Sie Fragen zu diesem Thema oder wünschen Sie sich individuelle Unterstützung? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf, und gemeinsam besprechen wir, welches meiner Angebote das Richtige für Sie ist. Ich freue mich auf Ihre Nachricht.