Wildbienen sind eine bemerkenswerte Gruppe von Bienenarten, die eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem spielen. Anders als die Honigbiene gehören sie zur Überfamilie Apoidea und leben als wildlebende Bienenarten. In Europa gibt es über 2.500 verschiedene Arten von Wildbienen, von denen allein in Deutschland mehr als 560 Arten vorkommen. Neben ihrem faszinierenden Aussehen haben Wildbienen auch eine einzigartige Fortpflanzungsweise und tragen maßgeblich zur Bestäubung von Pflanzen und zur Landwirtschaft bei.
Anatomische Merkmale der Wildbienen
Wildbienen sind in ihrer Erscheinung äußerst vielfältig und lassen sich nicht einheitlich in Bezug auf Größe, Alter und Gewicht beschreiben. Allen gemeinsam ist jedoch ihre markante Wespentaille, die ihnen den charakteristischen Look verleiht. Zwei Paar transparente Flügel und ein Stachel gehören ebenfalls zu den typischen Merkmalen der Wildbienen. Ihr aussehen reicht von hell- bis dunkelbraunem Pelz bis hin zu auffällig gefärbten Arten, die Wespen oder Fliegen ähneln. Die stark behaarten Arten spielen eine entscheidende Rolle als Bestäuber, da an den Härchen Pollen haften bleiben und so die Vermehrung von Pflanzen ermöglichen. Zusätzlich gibt es auch kleinere Arten wie die Sand-Steppenbienen, die sich nur schwer mit der großen Hummelkönigin messen können. Allen gemeinsam ist jedoch die Suche nach eiweißreichen Pollen, die sie für ihre Nachkommen benötigen.
Lebensraum der Wildbienen
Wildbienen bevorzugen trockene und warme Lebensräume. Sie sind in Flussauen, Kies- und Lehmgruben, brachliegenden Gebieten, Hecken- und Waldsäumen sowie Halbtrockenrasen oder Gärten mit einer Vielzahl von Pflanzen zu finden. Hingegen sind sie in Wäldern oder Feuchtgebieten kaum anzutreffen. Der Lebensraum der Wildbienen sollte idealerweise mindestens drei Faktoren aufweisen:
- Ein abwechslungsreiches und vielfältiges Nahrungsangebot zwischen März und November.
- Unterschiedlich bewachsene Flächen wie Blumenwiesen, Wildblumenrabatten, einheimische Sträucher, Hecken sowie liegendes oder stehendes Totholz und Trockenmauern.
- Sonneneinstrahlung über einen langen Zeitraum.
Ernährung der Wildbienen
Wildbienen ernähren sich hauptsächlich von Pollen und Nektar aus Blütenpflanzen. Der Pollen enthält proteinreiche Bestandteile und ist daher ein wichtiger Bestandteil der Larvennahrung. Der Nektar dient den Wildbienen als Energielieferant und enthält zuckerhaltige Kohlenhydrate. Es gibt hochspezialisierte Wildbienenarten, die nur bestimmte Pflanzenarten anfliegen, wie zum Beispiel die Natternkopf-Mauerbiene, deren Überleben eng mit der Natternkopfpflanze verbunden ist. Weniger spezialisierte Arten hingegen können fast alle Blütenpflanzen nutzen, wobei sie vereinzelt bestimmte Pflanzen bevorzugen.
Fortpflanzung der Wildbienen
Die Fortpflanzung der Wildbienen ist faszinierend und unterscheidet sich stark von der der Honigbienen. Viele Wildbienenarten sind Einzelgänger und leben als Solitärbienen. Sie gehören also keinem Bienenstock an und müssen für ihre eigene Fortpflanzung sorgen. Weibliche Wildbienen sind sofort nach dem Schlüpfen geschlechtsreif, da ihre Lebenserwartung oft nur vier bis acht Wochen beträgt. Sobald sie geschlechtsreif sind, beginnen sie mit der Suche nach einem Paarungspartner. Die Paarung bei den Wildbienen verläuft anders als bei den Honigbienen. Einige männliche Wildbienen graben sich stückweise zu den Weibchen durch, andere warten direkt vor den Brutstätten. Auch das Aufeinandertreffen an speziellen Orten wie Blütenpflanzen ist bei einigen Arten üblich.
Lebenszyklus der Wildbienen
Der Lebenszyklus einer Wildbiene beginnt mit der Eiablage. Das Weibchen sucht sich einen ruhigen und sicheren Nistplatz und trägt dann Pollen, Nektar oder Blütenöl zusammen, um den Nistplatz zu verschließen und als Nahrung für die Larven zu dienen. Einige Wildbienenarten wie die Kuckucksbienen legen ihre Eier heimlich in die Nester anderer Wildbienen und ernähren ihre Larven von den Nektar- und Pollenvorräten. Die Larven der Wirtsbienen sterben dabei. Die Larven der Wildbienen schlüpfen innerhalb weniger Tage nach der Eiablage und verpuppen sich nach dem Verzehr des Proviantvorrats. Im Frühjahr verwandeln sie sich dann in ausgewachsene Wildbienen, die aus ihren Nestern ins Freie gelangen.
Nistplätze einiger Wildbienenarten
Verschiedene Wildbienenarten haben unterschiedliche Vorlieben für ihre Nistplätze. Die Rostrote Mauerbiene baut ihre Nester in Reetdächern, Lehmwänden, löchrigem Totholz oder vereinzelt ungenutzten Schlüssellöchern. Die Gewöhnliche Maskenbiene und die Hahnenfuß-Scherenbiene bevorzugen Nisthilfen mit Löchern in hohlen Pflanzenhalmen oder Holzblöcken. Die Große Garten-Wollbiene, die Garten-Blattschneiderbiene und die Große Holzbiene haben verschiedene Vorlieben für die Nistplätze, die ihnen Schutz und Sicherheit bieten.
Die Bedeutung der Wildbienen
Wildbienen sind nicht nur faszinierende Insekten, sondern auch unverzichtbare Bestäuber für Natur, Landwirtschaft und Ernährung. Sie tragen maßgeblich zur Bestäubung von Pflanzen bei und ermöglichen somit eine reiche Ernte. Etwa ein Drittel der Lebensmittel, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, wäre ohne die fleißigen Bienen nicht verfügbar. Daher ist es essentiell, den Schutz der Wildbienen zu fördern und deren Lebensraum zu erhalten.
Mein Beitrag zum Schutz der Wildbienen
Der Schutz der Wildbienen ist von großer Bedeutung, da viele Arten bereits auf der Roten Liste stehen. Es gibt verschiedene Verbände, Institutionen und Stiftungen, die sich für den Erhalt der Wildbienen und ihrer Lebensräume einsetzen. Eine Möglichkeit, den Wildbienen zu helfen, ist die bienenfreundliche Gestaltung des eigenen Gartens oder Balkons. Hierzu gehört