Du liebst es, unter dem wunderschönen Nachthimmel zu schlafen und eine echte Verbindung zur Natur zu spüren, oder? Dabei ist es eigentlich egal, wie du es machst. Ob du lieber in einem Schlafsack und auf einer Isomatte, in einem einfachen Biwak oder in einem Zelt schläfst, das Wichtigste ist, dass du eine gute Nachtruhe hast, ohne am nächsten Morgen von einem Ranger geweckt zu werden oder mit dem Lauf einer Jägerwaffe vor deinen verschlafenen Augen zu stehen. Wenn du unwissentlich an einem Ort zeltest, an dem es nicht erlaubt ist, könntest du eine unangenehme Überraschung erleben – sei es in Form von einem Schock oder einer teuren Geldstrafe. Ja, du hast es erraten. Wir sprechen über Deutschland, das Land der Regeln und Vorschriften, wo so viele Dinge streng “verboten” sind, besonders wenn es um Camping geht. Um ein wenig Klarheit zu schaffen, möchten wir dir einige Einblicke in die deutschen Vorschriften zum wilden Camping geben.
Einige allgemeine Informationen zum wilden Camping
Beginnen wir damit zu sagen, dass die rechtliche Situation in Bezug auf wildes Camping und Schlafen im Freien in Deutschland ziemlich “klar wie Schlamm” ist. Das Ziel dieses Beitrags ist es, einige Einblicke in diese Rechtslage zu geben, aber die hier bereitgestellten Informationen sind keineswegs erschöpfend und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder rechtliche Gültigkeit. Wenn du detailliertere Informationen zu diesem Thema wünschst, empfehlen wir dir, dich über Naturschutz- und Forstgesetze im jeweiligen deutschen Bundesland, in dem du campen möchtest, zu informieren. Und schon stoßen wir auf das erste Problem: Was erlaubt ist und was nicht, wird von den einzelnen Bundesländern geregelt. Ach, die wunderbare deutsche Bürokratie.
Allgemeine Verbote
Als allgemeine Regel können wir sagen: In Naturschutzgebieten wie Nationalparks, Biosphärenreservaten oder Biotopen ist Camping strengstens verboten. Die Küstengebiete Deutschlands gelten ebenfalls als separate Schutzgebiete, daher kann das Campen an Stränden oder Dünen auch ziemlich teuer werden. Die Grundlage dieser Regelung ist das Bundesnaturschutzgesetz und die spezifischen Vorschriften am jeweiligen Standort, wie zum Beispiel die Vorschriften über ausgewiesene Wege und explizite Campingverbote, die auf Verbotsschildern in einem bestimmten Gebiet zu finden sind. Eine (fast) universelle Regel besagt auch, dass du auf Privatgrundstücken oder privatem Waldbesitz mit Erlaubnis des Eigentümers schlafen darfst.
Das sogenannte Betretungsrecht besagt, dass Wälder und Felder, egal ob privat oder nicht, für Erholungszwecke betreten werden dürfen, solange du dich an die allgemeinen Verhaltensregeln für den Naturschutz hältst. Gemäß Artikel 59 des Bundesnaturschutzgesetzes ist es jedem gestattet, die “freie Landschaft” auf Straßen, Wegen und “unbenutzten Landflächen” zu betreten, um sich zu erholen. Da das Schlafen streng genommen ein integraler Bestandteil der Erholung ist, sollte es auch erlaubt sein. Mit anderen Worten, ein Nickerchen unter einem Baum für ein paar Stunden oder sogar über Nacht ist hier nicht explizit verboten. Nur das längere Verweilen an einem Ort ist verboten. Wann ein kurzer Aufenthalt zu einem längeren Aufenthalt wird, ist eine rechtliche Grauzone. Schlafen – nicht campen – in der Natur ist also weder verboten noch erlaubt.
Zelten oder Biwakieren?
Wie du wahrscheinlich bereits erkannt hast, kann das Schlafen im Freien unterschiedliche Bedeutungen haben. Das Gesetz unterscheidet zwischen dem Schlafen im Zelt und dem Biwakieren oder dem Schlafen ohne Zelt (z.B. nur mit Schlafsack/Isomatte, Hängematte oder provisorischem (nicht befestigtem) Unterschlupf). Wenn wir über das Betretungsrecht sprechen, beziehe ich mich nur auf das Schlafen im Freien ohne Zelt, was viel weniger problematisch ist als das Zelten. Warum? Nun, im Gegensatz zum Zelten gibt es keinerlei explizite Vorschriften bezüglich des Biwakierens.
Um die Dinge noch interessanter zu machen, teilt das deutsche Recht “die Natur” auch in verschiedene Kategorien auf. Es gibt den Wald und das, was sie als “freie Landschaft” bezeichnen, und je nach Bundesland gelten für jeden dieser Bereiche unterschiedliche Schutzgesetze. Hier ist ein kurzer Überblick darüber, was du wo tun darfst.
Kannst du im Wald in einem Zelt campen?
Nein. Hier gelten sowohl das Bundeswaldgesetz als auch die Landesgesetze in den einzelnen Bundesländern. Als allgemeine Regel können wir sagen: Das Campen in einem Zelt im Wald in Deutschland ist verboten! In einigen deutschen Bundesländern ist es auch nachts verboten, von den ausgewiesenen Waldwegen abzuweichen. Wenn das Waldgebiet einer Privatperson gehört, bräuchtest du eine Genehmigung, um es zu betreten. Andernfalls wäre es Hausfriedensbruch. In Berlin solltest du auch vorsichtig sein, wenn du biwakierst, denn neben Zelten sind auch Unterstände und Planen ohne Zustimmung des Grundstückseigentümers verboten.
Kann ich im “freien Landschaft” in einem Zelt campen?
Ja und nein. Gemäß Artikel 44 des Bundesnaturschutzgesetzes gelten offene Landschaften als Gebiete außerhalb des Waldes, auf die ein unabhängiges Betretungsrecht angewendet wird, und außerhalb von Siedlungsgebieten. Es gibt keine Passage, die das Campen in einem Zelt in der freien Landschaft explizit verbietet. Aber da es in Deutschland oft schwierig ist zu wissen, ob du dich auf Privatgrund befindest oder nicht, solltest du dein Zelt am besten nicht in der freien Landschaft aufstellen, besonders wenn du das Szenario, das am Anfang dieses Beitrags beschrieben wurde, vermeiden möchtest. Nur weil es nach Landesrecht keine Verbote gibt, bedeutet das nicht, dass das Zelten in der freien Landschaft erlaubt ist. Natürlich kannst du, wenn du bereits eine Genehmigung vom Grundstückseigentümer erhalten hast, deine Reise zu deinem Ziel ohne Sorgen antreten!
In Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Hessen und Berlin ist das Campen in einem Zelt in der freien Landschaft zum Beispiel nicht explizit verboten. In Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und im Saarland ist wildes Campen in der freien Landschaft überall ohne Ausnahme verboten. In Bremen ist das Campen auf Feldern verboten, abgesehen davon gibt es kein explizites Verbot. In Brandenburg ist das Campen für Wanderer, Radfahrer, Reiter und Wasserreisende erlaubt, sofern sie nach privatem Recht autorisiert sind und nicht im Konflikt mit besonderen Schutzbestimmungen stehen (Artikel 49, BbgNatschG).
Was sind die Alternativen?
Wenn du im Freien schlafen möchtest und lieber auf Nummer sicher gehen möchtest, gibt es einige Alternativen in Deutschland. Die Alternativen, auf die wir hier eingehen, sind jene, die wildem Camping oder Biwakieren in ihrer reinsten Form am nächsten kommen – weit entfernt von ausgewiesenen Campingplätzen, Hütten und anderen Rastplätzen.
Es gibt zwar nur wenige, aber immer noch Naturlagerplätze in einigen Teilen Deutschlands, die den Fans Skandinaviens im hohen Norden bekannt sein dürften. Dies sind kleine, offene Flächen für eine kleine Anzahl von Zelten, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht werden können. Sie sind für eine oder zwei Nächte gedacht. Einige sind mit Komposttoiletten, Feuerstellen und Kochbereichen ausgestattet. Diese Schlafplätze gibt es seit kurzer Zeit als Projekt, das vom Internetforum outdoorseiten.net e.V. in der Eifel initiiert wurde. Du kannst sie im Voraus buchen und gegen eine geringe Gebühr von 10 Euro nutzen. Und das Coole ist, du bekommst nicht nur einen Platz zum Zelten – Sitzgelegenheiten, eine ruhige kleine Erholungszone und hölzerne Plattformen machen es dir wirklich bequem und lassen dich die frische Luft genießen.
Es gibt auch ausgewiesene Naturlagerplätze in Schleswig-Holstein, die sowohl vom Staat selbst als auch von privaten Grundstückseigentümern zur Verfügung gestellt werden. Die Seite “Wildes Schleswig-Holstein” bietet alle Informationen über die Campingplätze, die du brauchst.
Bei Fans des Elbsandsteingebirges beliebt ist das sogenannte “Boofen”. Boofen bedeutet im Grunde genommen, im Freien unter einem Überhang im Sandstein oder in einer Höhle zu schlafen. Aber es ist wichtig zu bedenken, dass du dich immer noch in einem Nationalpark befindest, also solltest du dich an bestimmte Regeln halten. Feuer sind nicht erlaubt und du wirst bestraft, wenn du erwischt wirst. Und ja, sie behalten dich im Auge! Es ist auch strengstens untersagt, außerhalb dieser ausgewiesenen Bereiche zu schlafen. Es gibt etwa 57 ausgewiesene “Boofen”.
Alternative zum wilden Camping: Campspace
Eine weitere Alternative ist die Buchungsplattform Campspace.com, auf der du Zeltplätze im Grünen von Privatpersonen oder Bauernhöfen in Deutschland, Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und anderen europäischen Ländern buchen kannst. Von Zeltplätzen mitten im Wald des Pfälzer Gebirges über Standorte mit einem eigenen Schwimmteich in der Nähe der Nordseeküste bis hin zu Wiesen mit Bio-Obstgärten in Bayern und Sommerhäusern mit Panoramablick über die südliche Eifel. Hier ist für jeden, der ohne eigenes Zelt unterwegs ist, etwas dabei. Wenn du die Nacht mitten im Grünen verbringen möchtest, aber mit Erlaubnis des Grundstückseigentümers, ist ein Campspace genau der richtige Ort. Außerdem haben die Gastgeber die besten Insidertipps für Aktivitäten in der Umgebung.
Fazit
Artikel 1 des deutschen Bundesnaturschutzgesetzes sollte uns allen ins Gedächtnis gerufen werden:
“In Anbetracht ihres Eigenwertes und als Lebensgrundlage des Menschen, unter Berücksichtigung auch unserer Verantwortung für künftige Generationen, sind Natur und Landschaft auch außerhalb der Gebiete menschlicher Ansiedlung zu erhalten, zu pflegen, zu entwickeln und, sofern erforderlich, wiederherzustellen […].”
Es ist keineswegs unsere Absicht, unsere Leser zu belehren, sondern wir möchten nur betonen, dass wir uns in der freien Natur als Gäste betrachten sollten und uns entsprechend verhalten sollten. Wenn wir draußen sind, sollten wir versuchen, das Prinzip “Hinterlasse keine Spuren” in die Praxis umzusetzen, unabhängig davon, ob wir uns auf Privatgrund befinden oder nicht. Lasse keinen Müll zurück, sei leise, wenn es keine Toilette gibt, sorge dafür, dass du deine Hinterlassenschaften begräbst, wenn du fertig bist, und verzichte auf alles, was die Umgebung dauerhaft verändern würde (z.B. Feuer machen auf einer Wiese ohne Feuerstelle, Bäume zum Feuerholz sägen usw.). Und natürlich solltest du die Umgebung so verlassen, wie du sie vorgefunden hast – unabhängig davon, ob du dort geschlafen hast oder nicht. Dass die Gesetze zum wilden Camping in Deutschland – sei es im Wald, der offenen Landschaft oder auf privatem Grundstück – äußerst kompliziert und schwer verständlich sind, überrascht niemanden. Dennoch ist es sehr wichtig, sich im Voraus über die Regeln und Vorschriften des Bundeslandes zu informieren, in das du reisen wirst. Aber genauso wichtig wie das Kennenlernen der örtlichen Gesetze ist es, gesunden Menschenverstand anzuwenden. Wenn du einen privaten Grundstückseigentümer höflich darum bittest, am Waldrand zu zelten oder in deinem Schlafsack für eine kurze Nacht an einem einsamen Ort auf einem Feld zu schlafen und versprichst, keine Spuren zu hinterlassen, könnte er oder sie es dir vielleicht erlauben!
Haftungsausschluss: Der Zweck dieses Blog-Beitrags besteht nicht darin, dich dazu zu ermutigen, überall und nirgendwo ein Lager aufzuschlagen, sondern dir einige grundlegende Fakten zur Verfügung zu stellen. Die bereitgestellten Informationen unterliegen Änderungen, und wir können nicht garantieren, dass sie zu 100% vollständig oder korrekt sind.