Die Athletenkommission des Deutschen Lacrosse-Verbandes hat im Jahr 2020 eine bedeutende Neustrukturierung durchgeführt, um die Managementstruktur anzupassen und die Vertretung der wichtigsten Interessengruppen in der Gemeinschaft zu gewährleisten.
Eine Stimme für die Spieler
Eine der größten Veränderungen war die Schaffung mehrerer Kommissionen für regionale Verbände, Schiedsrichter und aktive Athleten. Die Athletenkommission hat dazu beigetragen, den Spielern eine Stimme bei Entscheidungsprozessen zu geben und den Administratoren den Kontakt zur Athletenbasis zu ermöglichen.
Deutschlands Erfolg im Lacrosse
Seit der Gründung im Jahr 1998 hat sich Deutschland zu einer bedeutenden Kraft in der internationalen Lacrosse-Landschaft entwickelt. Die Herrenmannschaft belegte bei jedem der sechs Weltmeisterschaften einen Platz unter den besten Zehn, während die Damenmannschaft in ihren sechs Auftritten immer unter den besten 15 landete.
Stärke durch Infrastruktur
Ein wesentlicher Grund für das schnelle Wachstum zu einem dauerhaft konkurrenzfähigen Programm ist die starke Infrastruktur Deutschlands, sowohl im Lacrosse als auch im Sport im Allgemeinen. Bereits 2005 gab es eine U16-Liga und bis 2009 zählte der Verband 50 Mitgliedsverbände im ganzen Land.
Eine vielfältige Spielerbasis
Derzeit gibt es in Deutschland Feldlacrosse-Ligen für Männer und Frauen, die auf vier Regionen aufgeteilt sind und deren Spitzenmannschaften jedes Jahr zur nationalen Meisterschaft antreten. Darüber hinaus gibt es Boxlacrosse-Ligen für Männer und Frauen sowie eine regionale Sechser-Liga. Dieses robuste Inlandsystem unterstützt fünf Nationalmannschaften, die an europäischen und weltweiten Lacrosse-Veranstaltungen teilnehmen.
Angesichts einer so vielfältigen Spielerbasis – sowohl in Bezug auf Disziplin als auch Geografie – war die Schaffung einer Athletenkommission eine logische Entscheidung, um Lacrosse als eine der fortschrittlichsten Sportarten in Deutschland zu etablieren.
Athletenkommission im Einsatz
“Wir vertreten Athleten und geben ihnen eine Stimme gegenüber dem Management”, sagt Lena Stede, die Vertreterin der Frauen-Nationalmannschaft in der Kommission. “Wir setzen uns für unsere Bedürfnisse ein. Es geht nicht nur darum, von Veränderungen zu erfahren, sondern aktiv daran teilzuhaben.”
Jakob Großehagenbrock, Vizepräsident von Germany Lacrosse, stimmt dem zu: “Die Athletenkommission ist für uns eine großartige Anlaufstelle – sowohl bei strategischen Fragen als auch bei operativen Details. Sie ist auch ein wichtiges Instrument, um Athleten in die Entscheidungsfindung einzubeziehen.”
Die Kommission startete im Juni 2020 mit ausschließlich virtuellen Treffen und bestand aus neun Vertretern der Feld- und Boxligen der Männer und Frauen sowie den fünf Nationalmannschaften. Schnell einigte man sich auf Regeln, Abstimmungsmethoden und allgemeine Organisationsprinzipien während der Pandemie.
Die Kommission führte dann Umfragen unter den Spielern durch und begann mit der Umsetzung von Veränderungen. Eine Herausforderung, die identifiziert wurde, war die Unterschiede im spielerischen Niveau zwischen den Teams an der Spitze und dem Tabellenende der regionalen Ligen. Die Kommission beschloss daher, einen nationalen Ligapokalwettbewerb bei der deutschen Lacrosse-Versammlung 2021 einzuführen, der in der nächsten Saison umgesetzt werden soll.
Ein weiteres erfolgreiches Beispiel für das Wirken der Kommission ist die Durchführung von Nachbefragungen nach Veranstaltungen im Sommer 2022, bei denen deutsche Athleten in vier Wettbewerben teilnahmen: der Europameisterschaft im Boxlacrosse, der U21-Weltmeisterschaft im Lacrosse, den World Games und der Weltmeisterschaft im Frauen-Lacrosse.
Da die Athleten die Reisekosten selbst tragen mussten, beschloss die Kommission, den Herrenathleten die Verwendung eigener Helme zu ermöglichen, die zu ihren Trikotfarben passen, anstatt für jedes Turnier neue Helme kaufen zu müssen.
“In dieser intensiven Sommersaison war es wichtig, dass unsere Athleten ihre Anliegen zum Ausdruck bringen konnten”, sagt Dominik Nitsch, der Vertreter der Männer-Nationalmannschaft in der Kommission. “Jetzt können wir auch Ideen und Erfahrungen zwischen unseren Teams und Ligen austauschen und bereits Empfehlungen für die Weltmeisterschaft 2023 in San Diego umsetzen.”
Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet der Kommission ist ihre Mitwirkung bei der Besetzung von Positionen im Trainerstab der Nationalmannschaft in Zusammenarbeit mit dem Vorstand von Germany Lacrosse.
“Es ist uns sehr wichtig, Einfluss darauf zu nehmen, wer Teil dieser Trainer- und Direktorenrollen sein kann”, sagt Stede. “Wir werden gehört, und das macht einen großen Unterschied zu dem Germany Lacrosse von vor fünf Jahren aus.”
“Unsere Athletenkommission hat ein Mitspracherecht bei Richtlinien und Satzungen und sogar ein Vetorecht für ernannte Direktoren”, fügt Großehagenbrock hinzu. “Mit diesem einzigartigen Ansatz können wir sicherstellen, dass die Interessen der Athleten angemessen vertreten werden. Wir hoffen, dass dieses Modell als Beispiel für andere nationale Sportverbände dient, um ihre Athleten in ihr kontinuierliches Wachstum einzubeziehen.”
Tessa Helf, Mitglied der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, wurde im Juni 2022 in die Athletenkommission von World Lacrosse gewählt und hofft, ihre Erfahrungen zu nutzen, um ähnlich positive Veränderungen auch für die weltweite Lacrosse-Gemeinschaft zu bewirken.
Während Deutschland mehr als 20 Jahre nach seiner Gründung als Verband weiterentwickelt, steht es vor der Herausforderung, Wege zu finden, um Spieler in Positionen zu bringen, die das Wachstum des Sports vorantreiben können.
Nitsch, Stede und Großehagenbrock sind sich alle einig, dass die Athletenkommission auch als Sprungbrett für Spieler dient, die nach dem Ende ihrer aktiven Karriere in Führungspositionen im Lacrosse tätig sein möchten.
“Wir haben mehr als 10 erfolgreiche Jahre im deutschen Lacrosse hinter uns”, sagt Nitsch. “Wir müssen etwas davon nutzen, um der nächsten Generation zu helfen, sei es als Trainer, Manager, Schiedsrichter oder in der Verwaltung. Letztendlich lebt unsere Gemeinschaft von der Bindung.”
