Alle drei Minuten wird in Deutschland in eine Wohnung eingebrochen. Genau jetzt, während Sie diesen kurzen Text lesen, geschieht es wahrscheinlich, irgendwo. Seit 2004 nimmt die Zahl der Wohnungseinbrüche wieder zu, in manchen Bundesländern mehr, in manchen weniger. Das Dramatische daran: Die Diebe stoßen immer häufiger auf größere Bargeldbestände.
Die Finanzkrise hat nicht nur eine Ära der extrem niedrigen Zinsen hervorgebracht, sondern auch eine tief liegende Skepsis gegenüber den Kreditinstituten. Viele Bürger fragen sich: Wozu das Geld überhaupt zur Bank bringen, wenn es dort eh kaum Zinsen gibt und man auch noch das Gefühl hat, dass es dort nicht wirklich sicher ist?
Warum nicht einfach einen guten Teil zu Hause behalten, für anstehende Ausgaben oder auch einfach so? Der letzten offiziellen Erhebung zufolge horten die Deutschen zu Hause rund 115 Milliarden Euro. Allein im Jahr 2013 war dieser Betrag um elf Milliarden Euro gewachsen.
Hinzu kommen meist andere Wertgegenstände, vor allem Schmuck aus Gold und Silber. Und auch im vergangenen Jahr 2014 dürften angesichts der Zinsflaute die Bargeldbestände noch größer geworden sein.
Das Schließfach hat einen entscheidenden Nachteil
Wohin also mit dem vielen Geld? Experten raten zum Bankschließfach oder zum einbruchsicheren Tresor. Das Schließfach mag zwar technisch besonders sicher sein. Doch aus Sicht vieler Bürger hat es zwei entscheidende Nachteile. Es kostet Gebühren, ungefähr 50 bis 70 Euro pro Jahr. Und das Schließfach ist nicht zu Hause, sondern unter Umständen mehrere Kilometer weit entfernt.
Wer regelmäßig seinen Schmuck betrachten und auswählen möchte und wer regelmäßig größere Geldbeträge ablegen und wieder herausnehmen möchte, auch abends und am Wochenende, für den wird es umständlich.
Das muss doch einfacher gehen, denkt sich der findige Bargeldbesitzer. Und versetzt sich in die Perspektive der Einbrecher. Wo werden sie nicht hinschauen? Woran auf keinen Fall denken? Welches Geldversteck ist so absurd, dass es wieder genial ist?
Einbrecher finden jedes Versteck – wenn sie ungestört bleiben
Harald Schmidt, Kriminaloberrat bei der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, hat eine enttäuschende Antwort darauf: „Einbrecher finden jedes Versteck, vor allem dann, wenn sie ungestört Zeit zum Suchen haben.“
Die Keksdose im Küchenschrank, der Briefumschlag im Wäschekorb, Bücher mit Hohlraum, kleine Wandschränke hinter Bildern und sogar die Gefriertruhe: Nichts ist wirklich sicher. Warum das so ist, zeigt ein nüchterner Blick auf beliebte und außergewöhnliche Geldverstecke in den eigenen vier Wänden. Manche davon sind nicht so sicher, wie sie scheinen:
In manchen Haushalten werden Kamine oder Kaminöfen kaum noch genutzt. „Es gibt Anekdoten darüber, dass Leute ihr Geld im Rauchabzug verstecken, weil der fast nie in Betrieb ist“, berichtet Experte Rieche. Doch irgendwann kommt der Tag, an dem man doch mal wieder Feuer machen möchte – und das Geld einfach verraucht. „Das ist schon ein wenig grotesk“, sagt Rieche.
Echte Banknoten zwischen Monopoly-Spielgeld
Aus irgendwelchen Gründen findet es mancher besonders raffiniert, echte Scheine zu Spielscheinen zu legen. Doch wirklich sicher ist das auch nicht. „Uns sind genügend Fälle bekannt, in denen die Wohnung komplett durchwühlt wurde“, sagt Rieche. Die Spiele-Schublade werde dabei nicht ausgenommen.
Auch hier lauert die Gefahr des Vergessens, weiß Rieche: „In unserer Familie kam es vor, dass wir einmal „Mensch ärgere Dich nicht“ spielen wollten. Die Spielebox lag bei meiner Mutter jahrelang unberührt in der Schublade. Als wir sie öffneten, kam eine wertvolle Halskette zum Vorschein, die wir verschollen glaubten.“
Versteck: Geld im Garten verbuddeln ist riskant
Es ist ein durchaus häufiger und ernst gemeinter Ratschlag: Wer wirklich viel Geld hat, soll es doch in eine Kiste packen und vergraben. Abgesehen davon, dass ein solches Vorgehen aufwendiger ist, als es den Anschein haben mag: Dass mehrere Tausend Euro irgendwo draußen im Garten liegen und nicht innerhalb der eigenen vier Wände, dürfte unterschwelliges Unbehagen bereiten.
Außerdem: „Wenn man dabei beobachtet wird, wie man sein Geld verbuddelt, ist die Sicherheit auch nicht mehr gewährleistet“, gibt Rieche zu bedenken.
Der Experte hat vor allem einen Rat, der auch darauf hinausläuft, dass möglichst wenig in der Wohnung kaputtgeht: Fenster und Türen sichern, Überwachungsanlage installieren. „Es kommt darauf an, den Einbrechern das Eindringen möglichst schwer zu machen.“ So deutet vieles dann doch auf den heimischen Safe.
Einbruch: Beim heimischen Safe nicht auf Marke Billig setzen
Denn den besten Schutz finden Bargeld und Wertsachen zu Hause immer noch hinter mehreren Zentimeter dickem Stahl. Einfache Metallschränke für zu Hause gibt es schon für rund 300 Euro. Doch von solchen Discouner-Safes raten die meisten Experten ab. Billig-Tresore sind leicht zu knacken, und ihr Inhalt ist aus diesem Grund auch nicht versichert.
Mindestens 600 Euro müssen in der Regel investiert werden. Die Polizei empfiehlt zertifizierte Wertschutzschränke nach DIN EN 1143-1. Diese gibt es in verschiedenen Sicherheitsstufen, ab „Euro-0“. Die Schränke sollten von der European Security Systems Association (ESSA) oder der VdS Schadenverhütung zertifiziert sein.
Eine entsprechende Plakette an der Türinnenseite dokumentiert die Zertifizierung. Damit der Schrank nicht einfach herausgetragen werden kann, sollte er eingebaut und verankert werden, falls er weniger als 1000 Kilogramm wiegt.
Hausratversicherung für Wertsachen im Bankschließfach
Angesichts solcher Schwierigkeiten entscheiden sich viele am Ende dann doch für ein Bankschließfach. Die kleineren Formate sind gar nicht so teuer. Viele Volksbanken und Sparkassen bieten bereits Schließfächer ab einer Jahresgebühr von 25 Euro.
Für größere Bargeldbeträge plus Schmuckstücke reichen die kleinsten Fächer aber nicht aus. Und der Mietbetrag enthält nicht unbedingt eine Versicherung für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Fächer geknackt werden. Die Hamburger Sparkasse beispielsweise versichert standardmäßig einen Gegenwert von 20.000 Euro.
Zusätzliche Schließfachversicherungen kosten meistens 30 Euro im Jahr oder mehr. Die Stiftung Warentest fand bei einem Vergleich allerdings heraus, dass es sich lohnt, die Hausrat-Police zu prüfen. In manchen Tarifen ist ein Bankschließfach mitversichert. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen sei dies häufig unter dem Stichwort „Außerversicherung“ angegeben.