Wofür lohnt es sich zu leben?

„Wofür lohnt es sich zu leben?“

Der Philosoph und Kulturwissenschaftler Robert Pfaller ist ein großer Verfechter von Genuss. In seinen Werken “Kurze Sätze über gutes Leben” und “Wofür es sich zu leben lohnt” hinterfragt er die Lustfeindlichkeit der Gesellschaft.

Es scheint, als ob wir in schwierigen Zeiten, wie wir sie gerade durchleben, besonders gerne auf die Gedanken eines Philosophen zurückgreifen, der das Alltagsgeschehen auf einer höheren Ebene betrachtet. Robert Pfaller ist derzeit sehr gefragt und viel beschäftigt. Wir sind nicht die Einzigen, die ihn um ein Interview bitten. Viele wollen von ihm wissen, welchen Stellenwert Genuss und Leidenschaft in Krisensituationen haben und wie man diese Krise gesellschaftsphilosophisch einordnet – oder auch einfach gesagt: Was macht das gute Leben aus?

Ein besseres Leben

Herr Pfaller tritt gerne für ein gutes und genussreiches Leben ein und thematisiert dies auch in seinen Büchern. Er schreibt: “Glücklich sind wir, wenn wir mit Freunden trinken, rauchen, tanzen bis zum Umfallen.” Aber worin besteht für ihn nicht nur ein gutes, sondern ein besseres Leben?

Aus seiner Sicht besteht der entscheidende Unterschied zwischen dem nackten Leben und dem lohnenden Leben, den Aristoteles in seiner “Politik” markiert. Vieles, was wir tun, tun wir, um unser Leben zu erhalten – Nahrung, Gesundheit, Wohnraum usw. Aber dafür leben wir nicht. Das lohnende Leben beginnt dort, wo wir nicht der Erhaltung des Lebens dienen, sondern wo das Leben für uns da ist. Dann sind wir sozusagen nicht nur Sachbearbeiter, sondern Führungskräfte unseres Lebens. Besser geht es nicht.

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Bausteine des Wohlbefindens

Ein gutes Leben kann für jeden etwas anderes sein. Dennoch ist es wichtig, sich ab und zu die Frage zu stellen, wofür es sich zu leben lohnt. Damit man nicht unversehens nur noch im Modus des Funktionierens dahinlebt. Wer sich diese Frage stellt, kann sie in der Regel auch leicht beantworten. Das Fragen ist das Schwierige. Denn es bedeutet, einzusehen, dass man eine Entscheidung treffen muss – für eine Antwort.

Das persönliche Verhältnis zum Genuss

Das Sprichwort “Wer nicht genießt, ist ungenießbar” trifft es genau. Genuss ist etwas Soziales und er macht die Menschen gesellig. Ohne Geselligkeit fühlen sich die Menschen von den Genüssen schnell überfordert. Alleine wollen die Wenigsten etwas trinken; viele wollen dann nicht einmal essen. Herr Pfaller geht es genauso.

Genießen in verschiedenen Kulturen

In Kulturen wie Frankreich oder Italien, in denen die griechische und römische Antike noch lebendig sind, fällt das Genießen deutlich leichter. Denn dort gab es Göttinnen und Götter für die Liebe, den Wein, die Kunst usw. Das Genießen konnte als eine heilige Pflicht erlebt werden und nicht nur als Verstoß gegen religiöse Gebote oder als profane Banalität. Dadurch kann auch heute noch das Exzessive, Ungesunde, Unappetitliche oder Unanständige, das den Genüssen notwendig anhaftet, in etwas Großartiges, Erhabenes verwandelt werden.

Genuss und Gesellschaft

Überall, wo Menschen ihre Genüsse als gesellige Verpflichtung erleben, genießen sie stilvoll und maßvoll. Nur dort, wo ihnen keine solche Stütze durch Religion oder Kultur geboten wird, haben sie das Gefühl, sich durch den Genuss selbst zu bestrafen. Dann endet es oft in Übelkeit, Besinnungslosigkeit oder ungewollten Begegnungen am nächsten Morgen. So wie ihre Kultur den Genuss ächtet, betreiben sie ihn auch so, dass sie dabei verächtlich werden.

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Die Corona-Krise und die Zukunft

Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Politik durchaus handeln kann. Dies wirft die Frage auf, warum sie es in anderen Belangen, wie der Verhinderung einer neuen Finanzkrise, nicht tut.

Lektionen aus der Krise

Für den Einzelnen gab es nicht viel zu lernen, aber für die Gesellschaft sehr wohl. Am Beispiel Italiens hat sich gezeigt, dass die Staaten nicht zulassen sollten, dass ihnen die europäischen Finanzinstitutionen katastrophale Einsparungen im Gesundheitsbereich auferlegen. Die hohe Zahl der Todesfälle in Italien war nicht allein auf den Virus, sondern vor allem auf die zusammengekürzten Krankenhauskapazitäten zurückzuführen.

Persönliche Erfahrungen und Ängste

Herr Pfaller hat persönlich die Erfahrung gemacht, dass Universitäten nicht mit Fernunterricht betrieben werden können. Es fällt ihm schwer vorzustellen, dass selbstverständliche Rituale wie Begrüßungsbussi, Handschlag und Umarmungen dauerhaft aus unserem Alltag verschwinden. Ängste dominieren derzeit unser Leben, aber die meisten Menschen sind bereits müde vom Fürchten. Sie haben gelernt, dass das Fürchten vor dem Tod nichts bringt und dass ein schlechtes Leben mehr gefürchtet werden sollte.

Kritik an den Maßnahmen

Es gibt noch wenig gesicherte Erkenntnisse über die Verhältnismäßigkeit und Wirksamkeit der meisten Maßnahmen. Fest steht jedoch, dass viele Notverordnungen offenbar nicht verfassungsgemäß waren und dass die Regierung sogar Dinge verkündet hat, die ihren eigenen Verordnungen nicht entsprechen.

Schwierige Anpassung

Genussmenschen und Freigeister haben es besonders schwer, sich an die aktuellen Corona-Maßnahmen anzupassen. Es tut Herrn Pfaller leid, dass diejenigen, die ihre Arbeit verloren haben oder in Kurzarbeit sind, nicht angemessen entschädigt wurden, trotz der Ankündigungen der Regierung.

Das Beste im Menschen

Der Film “The Beach” bringt den Gedanken zum Ausdruck, dass Krisen das Beste im Menschen hervorbringen können, aber das Paradies auch das Schlimmste aus uns herausholen kann. Das Beste im Menschen zeigt sich immer dann, wenn er einen Grund zur Solidarität hat. Daher müssen Verhältnisse geschaffen werden, in denen die Menschen möglichst wenig Grund haben, sich unsolidarisch zu verhalten.

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Quelle: automobile.lol