Wohnmobil-Boom vorbei? Warum die Blase bald platzen könnte

Wohnmobil-Boom vorbei? Warum die Blase bald platzen könnte

Camping-Boom

Nürnberg – Ist der Camping-Boom nach Jahren des Wachstums endlich vorbei? Es gibt einige Gründe, die dafür sprechen. Sowohl Camping-Neulinge als auch alte Wohnmobilbesitzer sind von ihrem einst geliebten Hobby genervt.

Die aktuellen Zahlen sprechen auch eine deutliche Sprache: Im letzten halben Jahr sind die Neuzulassungen von Wohnmobilen im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent gesunken, bei Wohnwagen sogar um 13 Prozent. Das könnte ein Hinweis auf eine Trendwende sein.

Überfüllte Stellplätze und steigende Preise

Es stellt sich die Frage, wohin mit all den Reisefahrzeugen? Im letzten Jahr wurden in Deutschland allein 81.410 Wohnmobile zugelassen, ein Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wenn man die Wohnwagen dazu zählt, gibt es bereits zum zweiten Mal in Folge über 100.000 Freizeitfahrzeuge. Insgesamt sind derzeit 1,6 Millionen Wohnmobile in Deutschland zugelassen.

Es könnten noch mehr sein, aber die Caravaning-Branche kämpft mit Lieferengpässen und Rohstoffmangel. Obwohl der Verband CIVD für 2022 mit einer Erholung gerechnet hat, hat der Konflikt in der Ukraine die Branche erneut getroffen – wer weiß, was uns noch bevorsteht.

Die Nachfrage ist vorerst hoch, aber wie lange sind die Kunden bereit, die immer höheren Preise zu zahlen? Campingplätze, Ersatzteile und vor allem der Diesel für die durstigen Wohnmobile werden immer teurer. Experten sagen sogar einen allgemeinen Wohlstandsverlust voraus.

Ein enttäuschtes Camperleben

Viele, die sich gerade erst ein Wohnmobil zugelegt oder gemietet haben, erleben eine Enttäuschung. Sie erkennen, dass diese Art des Reisens oft teuer und aufwendig ist und wenig mit den schönen Bildern aus der Campingindustrie zu tun hat. Die Realität sieht anders aus: überfüllte Stellplätze, teure Campingplätze und hohe Dieselpreise.

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Mitteleuropa ist stark besiedelt und Campingplätze sind oft überfüllt. Wer spontan verreisen möchte, findet nur schwer einen freien Platz. Und wer im Frühling einen Campingplatz am Meer buchen möchte, hat oft Pech. Die Preise sind stark gestiegen: Früher zahlte eine Familie 350 Euro pro Woche für einen Stellplatz an der Adria, heute sind es leicht 500 Euro oder mehr – für ein fast leeres Stück Land. Viele sagen: Ein Urlaub im Hotel ist mittlerweile günstiger als ein Wohnmobilurlaub.

Ein Ende in Sicht?

Die strahlenden Zeiten des Wohnmobilurlaubs sind vorbei, sagen viele. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten wie Mitteleuropa wird Camping stressig. Größere Wohnmobile werden oft weniger genutzt und stattdessen verkauft. Die klassischen Fernreisen sind wieder möglich und viele ziehen es vor, mit dem Flugzeug zu reisen oder in einem Hotel oder einer Ferienwohnung zu übernachten.

Auch erfahrene Wohnmobilisten möchten oft nicht mehr zwischen den vielen anderen Campern stehen. Deshalb trennen sich manche von ihrem geliebten Fahrzeug – die Verkaufsportale füllen sich.

Die Nachfrage nach außergewöhnlichen Campingplätzen nimmt zu. Immer mehr Reisende suchen abseits der überfüllten Campingplätze nach Alternativen: private Gärten, Bauernhöfe, Weingüter oder einfach Wiesen und Wälder. Auch Pop-Up-Camps werden immer beliebter. Hier werden temporäre Campingflächen von Festivalveranstaltern, Museen oder Privatpersonen zur Verfügung gestellt. Diese Anbieter sprechen Reisende an, die das Besondere suchen und dem Massentourismus entgehen wollen. Aber auch dort wird es bald voll sein.

Die Szene verändert sich

Die Camping-Szene verjüngt sich. Besonders die Generation der Millennials zwischen Mitte 20 und Mitte 30 ohne und mit Kindern entdeckt das Camping für sich. Sie bevorzugen kompakte Modelle, Vans und Kastenwagen, die gut für einen autarken Campingurlaub geeignet sind. Die großen Wohnmobile sind für sie oft unpraktisch. Für viele reicht sogar ein Dachzelt als Schlafplatz – der nächste große Trend auf Messen und Campingplätzen.

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Die Wohnmobil-Blase wird wahrscheinlich nicht wie auf dem Immobilienmarkt platzen. Die Werte sind viel geringer und viele Fahrzeuge sind mit Ersparnissen und nicht auf Kredit finanziert. Dennoch wird der Markt sich voraussichtlich beruhigen, da das Angebot auf eine geringere Nachfrage trifft.