Wölfe sind intelligent und lernen schnell, wie sie Herdenschutzmaßnahmen umgehen können. Das haben Schäfer in Deutschland seit der Jahrtausendwende festgestellt, als der Wolf wieder heimisch wurde. Derzeit gibt es hier etwa 94 Rudel, 10 Paare und 15 territoriale Einzeltiere. Die meisten Wölfe konzentrieren sich in Sachsen und Brandenburg und wandern auch aus polnischen Wäldern nach Deutschland.
Obwohl der Wolf keine Gefahr für den Menschen darstellt, greifen sie manchmal Nutztiere wie Schafe, Ziegen und Rinder an. In einigen Fällen kann der Schaden verheerend sein, wie der Vorfall im niedersächsischen Landkreis Stade gezeigt hat. Trotz wolfsabweisender Zäune wurden dort 55 Schafe getötet. Die Kreisjägerschaft fordert deshalb ein europarechtskonformes, regional differenziertes Bestandsmanagement.
Bisher steht der Wolf unter strengem Naturschutz und nur in Ausnahmefällen dürfen einzelne Tiere von den Behörden zum Abschuss freigegeben werden. Sowohl Tierhalter als auch der Staat müssen wegen des Wolfs zahlen. Im vergangenen Jahr kosteten Herdenschutzmaßnahmen, die Angriffe verhindern sollen, 18,4 Millionen Euro, während die Ausgleichszahlungen nach einem gerissenen Tier vergleichsweise gering waren.
Angesichts der steigenden Wolfspopulation haben SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag vereinbart, das Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf optimal zu gestalten. Überarbeitete Monitoringstandards sollen die Zahl der Wölfe realitätsgetreu abbilden und den Ländern ein regional differenziertes Bestandsmanagement ermöglichen.
Die FDP fordert darüber hinaus, die Regelungen zum Wolf anzupassen, um den Schutz der Weidetierhaltung und die Planungssicherheit der Landwirte zu gewährleisten. Die betroffenen Landwirte wünschen sich eine Lockerung der Regelung, da es in Brandenburg und Niedersachsen viele Vorfälle gibt, bei denen Nutztiere sterben oder verletzt werden.
Es ist wichtig, das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier zu lernen. Experten betonen, dass der Wolf sich als Raubtier in die natürliche Nahrungskette einfügt und Krankheiten bei Rehen und Wildschweinen kontrolliert. In Deutschland hat der Wolf das Recht auf ein unversehrtes Leben. Doch auch die Schäfer sehen das Recht auf ein unversehrtes Leben bei ihren Schafen. Deshalb sollten Herdenschutzmaßnahmen verbessert und die Jagd von Problemtieren ermöglicht werden.