Wolfskrallen beim Hund – Sind sie nutzlos oder ein Risikofaktor?

Wolfskrallen beim Hund – Sind sie nutzlos oder ein Risikofaktor?

Hunde, insbesondere größere Rassen, haben oft sogenannte Wolfskrallen, auch bekannt als “Afterkralle”, “Wolfsklaue” oder “Hubertusklaue”. Allerdings haben Wölfe diese Afterkrallen an den Hinterläufen gar nicht. Die Wolfskralle ist eine zusätzliche Kralle an der Innenseite der Hinterläufe und gesellt sich dort zu den vier anderen Zehen. Im Gegensatz zur funktionslosen Wolfskralle haben Hunde an ihren Vorderpfoten eine sogenannte “Daumenkralle”, die ihnen beim Klemmen und Fixieren hilft.

Unterschiede zwischen Daumenkralle und Wolfskralle

Die Daumenkralle an den Vorderläufen berührt den Boden normalerweise nicht beim Laufen, außer beim Sprint. Es ist noch nicht ausreichend erforscht, ob sie zur Stabilität beim Laufen beiträgt. Die Wolfskralle hingegen kann bei Hunden ein- oder beidseitig vorhanden sein und befindet sich an der Innenseite der Hinterläufe. Sie kann entweder selbstständig angelegt sein oder über eine eigene Blutversorgung verfügen, jedoch ohne knöcherne Verbindung zum Skelett.

Häufige Vorkommen und Verletzungsgefahr

Die Wolfskralle kann bei allen Hunderassen vorkommen, tritt jedoch am häufigsten bei großen und mittelgroßen Rassen wie Bernhardinern, Neufundländern, Hütehunden, Leonbergern und Mastiffs auf. Auch bei einigen kleinen Rassen wie Chihuahuas können Afterkrallen auftreten.

Aufgrund ihrer exponierten Position sind Wolfskrallen oft anfällig für Verletzungen. Beim Toben, Sport und Spiel können Hunde schnell an Gegenständen hängenbleiben und die Wolfskralle kann dabei angebrochen, gebrochen oder sogar komplett ausgerissen werden. Solche Verletzungen sind für Hunde besonders schmerzhaft und können starke Blutungen verursachen. Eine behutsame und präzise Krallenkürzung kann Verletzungen vorbeugen.

Richtiges Krallenschneiden

Die Wolfskralle nutzt sich nicht ab, da sie keinen Bodenkontakt hat, sondern ein Leben lang wächst. Daher sollte sie regelmäßig alle sechs bis acht Wochen mit einer speziellen, scharf geschliffenen Krallenzange geschnitten werden. Beim Krallenschneiden sollte die Krallenspitze nur millimeterweise und im rechten Winkel zur Krallenachse geschnitten werden, um Nerven und Blutgefäße nicht zu verletzen. Sobald die Blutgefäße in der Mitte des Krallenquerschnitts sichtbar werden, sollte das Schneiden beendet werden.

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Das Krallenschneiden ist bei Hunden meist unbeliebt. Es ist am besten, den jungen Hund frühzeitig daran zu gewöhnen, zum Beispiel durch positives Training und Belohnungen.

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Verletzungen

Bei Verletzungen der Wolfskralle sollten folgende erste Hilfe Maßnahmen ergriffen werden:

  • Den Hund möglichst ruhig halten.
  • Starke Blutungen mit einem Druckverband stillen.
  • Die Pfote vorsichtig reinigen und desinfizieren.
  • Die Verletzung mit einer sterilen Wundauflage versorgen und verbinden.
  • Selbsthaftende Verbände oder Haftpflaster verwenden.

Nach der Erstversorgung muss der Tierarzt konsultiert werden, da unsachgemäße Behandlungen zu schwerwiegenden Folgen führen können. Krallenverletzungen können zu Infektionen und Vereiterungen der Pfote führen, im schlimmsten Fall sogar zu einer tödlichen Blutvergiftung. Der Tierarzt wird dem Hund bei schweren Verletzungen Antibiotika und Schmerzmittel verabreichen und gegebenenfalls die Kralle entfernen.

Das Entfernen der Wolfskralle ist heute nur bei medizinischer Indikation erlaubt. Das Deutsche Tierschutzgesetz verbietet das Entfernen der Wolfskrallen ohne medizinische Indikation grundsätzlich. Beim Schweizer Tierschutz ist das Entfernen der Wolfskralle nicht explizit verboten.

*Quellen:

  • Schweizer Hunde Magazin 2/20, S. 52-54, Autor: Dr. Barbara Wardeck-Mohr
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