Die Unterschiede zwischen dem evangelischen und dem katholischen Glauben sind vielfältig und reichen von der Gottesdienstform über die Hierarchie bis hin zur Interpretation der Heiligen Schrift. Beide Konfessionen haben jedoch auch viele Gemeinsamkeiten und das Ziel, als Christen ein Leben im Glauben zu führen. In diesem Artikel möchten wir die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten beleuchten und zeigen, dass trotz der verschiedenen Ausprägungen die Einheit der Christen angestrebt wird.
Der Ursprung des Glaubens
Sowohl der evangelische als auch der katholische Glaube haben ihre Wurzeln in der Bibel, dem zentralen Buch des Christentums. Beide Konfessionen sehen die Heilige Schrift als das Wort Gottes an und orientieren sich an den Lehren und Botschaften, die dort niedergeschrieben sind.
Die Entstehung der Konfessionen
Die historische Trennung zwischen katholischer und evangelischer Kirche geht auf die Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert zurück. Der Mönch Martin Luther erkannte damals Missstände innerhalb der katholischen Kirche und protestierte dagegen. Viele Menschen schlossen sich seiner Bewegung an und gründeten die evangelische Kirche, weshalb ihre Anhänger auch als “Protestanten” bezeichnet werden.
Gemeinsame Grundlagen des Glaubens
Trotz der Unterschiede teilen der evangelische und der katholische Glaube einige zentrale Grundlagen:
- Beide glauben an die Heilige Schrift als das Wort Gottes.
- Die Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes wird von beiden Konfessionen anerkannt.
- Es wird der Glaube geteilt, dass wir von Gott geliebt und angenommen werden.
- Beide Konfessionen glauben daran, dass Gott durch den Heiligen Geist unsere Herzen erneuert und uns zu guten Werken befähigt.
- Sowohl Evangelische als auch Katholiken glauben daran, dass Christus im Abendmahl gegenwärtig ist.
- Der Glaube an das ewige Leben und die vielfältige Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind weitere Gemeinsamkeiten.
Unterschiede bei der Glaubenspraxis
Trotz der gemeinsamen Grundlagen gibt es auch deutliche Unterschiede in der Glaubenspraxis:
- Die Leitung der Kirche: Während evangelische Kirchen demokratisch strukturiert sind, mit Entscheidungen von unten nach oben, hat die katholische Kirche einen zentralen Leiter, den Papst.
- Die Rolle der Geistlichen: In der evangelischen Kirche dürfen Frauen als Pfarrerinnen tätig sein und Pfarrer dürfen heiraten, während dies in der katholischen Kirche nicht möglich ist.
- Die Bedeutung des allgemeinen Priestertums: Während in der evangelischen Kirche alle Gläubigen als Priester betrachtet werden, gibt es in der katholischen Kirche eine Unterscheidung zwischen Klerus und Laien.
- Die Feier des Abendmahls: Während Katholiken glauben, dass Brot und Wein beim Abendmahl zu Leib und Blut Christi werden, betrachten Protestanten das Abendmahl als Symbol für Jesu Liebe zu uns.
- Die Anzahl der Sakramente: Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente, während die evangelische Kirche nur die Taufe und das Abendmahl als Sakramente anerkennt.
- Die Heiligenverehrung: Während Evangelische die Verehrung von Heiligen ablehnen, betrachten Katholiken sie als Vorbilder des Glaubens.
- Das Verständnis der Kirche: Für Katholiken spielt die Gemeinschaft der Kirche eine wichtige Rolle, während Evangelische eher ihre Kirchengemeinde vor Ort als “Kirche” betrachten.
- Die Innenausstattung der Kirche: Katholische Kirchen sind oft prachtvoll ausgestattet, während evangelische Kirchen einfacher gestaltet sind.
Das Streben nach Einheit
Trotz der Unterschiede bemühen sich Katholiken und Protestanten um eine gemeinsame Ausübung des Glaubens. Die Ökumenische Bewegung, die seit einigen Jahrzehnten besteht, soll die Einheit der Christen fördern. Unterschiede in Gottesdienstformen, theologischen Schwerpunkten und Kirchenordnungen werden dabei als Möglichkeit zur gegenseitigen Bereicherung betrachtet. Das Ziel ist nicht eine “uniforme Superkirche”, sondern eine “versöhnte Verschiedenheit” der Konfessionen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass der evangelische und der katholische Glaube zwar ihre Unterschiede haben, aber dennoch die gemeinsame Basis des christlichen Glaubens teilen. Letztendlich sind wir alle Christen und sollten uns darauf konzentrieren, was uns verbindet, anstatt uns in unseren Differenzen zu trennen.