Wow: Dragonflight ist bekannt für seine innovativen Features. Die Entwickler bei Blizzard haben normalerweise ein Gespür für die Grundpfeiler des MMOs und erfüllen sie mit lang ersehnten Inhalten. Doch dieses Mal scheinen sie aus der Reihe zu tanzen und wagen sich an eine neue Beute-Kategorie heran – die “Very Rare”-Items. Doch laut unserem Redakteur Phil ist diese Idee von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Warum? Weil sie die Probleme der Vergangenheit wieder aufgreifen, ohne dabei relevante Vorteile zu bieten.
Das Beste Item, das es gibt
Die “Very Rare”-Items haben zwar noch keine offizielle deutsche Bezeichnung, aber sie sind definitiv eine Klasse für sich. Bei genauerem Betrachten stellt man schnell fest, dass es sich um die besten verfügbaren Items handelt, die die Spieler tragen können. Sie sind nur um sechs Itemlevel höher als die anderen Beutegegenstände des Bosses, verfügen aber über zusätzliche Effekte, die sie noch stärker machen. Ähnlich wie der Bogen oder die Dolche von Sylvanas sind diese Gegenstände derzeit das Beste, was man bekommen kann.
Natürlich gibt es immer ein “bestes Item auf dem Slot”. Der Unterschied zu den neuen “Very Rare”-Items ist jedoch besonders deutlich. Das führt dazu, dass es praktisch keine Wahl gibt. Wenn Jäger halbwegs kompetitiv mitspielen wollen, müssen sie in WoW: Dragonflight den “Very Rare”-Bogen vom Endboss haben. Das betrifft nun aber alle Klassen, da die vier bisherigen Items so stark sind, dass sie von jeder Spezialisierung begehrt werden.
Nur der glückliche Held kann mithalten
Nicht nur, dass es ein Item gibt, das eindeutig besser ist als alles andere, es ist auch noch extrem selten. Das Spiel sagt den Spielern also ganz klar: “Dieses Item ist das Beste!” und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Chance, es zu bekommen, verschwindend gering ist. Im Gegensatz zum Sylvanas-Bogen, der eine ähnliche Dropchance wie andere Items hatte, sollen die “Very Rare”-Items wirklich sehr selten sein. Wahrscheinlich sogar so selten wie die besonders begehrten Garrosh-Schultern.
In der Praxis bedeutet das, dass unzählige Spieler die gesamte erste Season damit verbringen werden, diesen Items hinterherzujagen und den Raid mehrmals pro Woche zu besuchen. Denn selbst die LFR-Version einiger Items übertrifft derzeit noch die mythischen Versionen der Alternativen. Damit wird der Raid schnell langweilig und die Spieler verlieren die Lust am Gewölbe der Inkarnationen.
Die einzige Alternative wird wohl sein, sich damit abzufinden, dass man nur mit viel Glück mit den anderen Spielern mithalten kann. Bleiben die aktuellen Zahlen bestehen, werden Spieler ohne die seltenen Items keine Chance gegen ihre glücklicheren Konkurrenten haben.
Gibt es auch etwas Positives? Nein.
Ein neues Feature muss nicht zwangsläufig schlecht sein, auch wenn es viele negative Punkte hat. Wenn die positiven Seiten überwiegen, kann man es immer noch als “okay” bezeichnen. Doch im Fall der “Very Rare”-Items sehe ich keinen einzigen Vorteil.
Die Argumente, die von den Entwicklern angeführt wurden, ergeben entweder keinen Sinn oder widersprechen anderen Entscheidungen. Zum Beispiel die Aussage, dass die Bosse durch die neuen Items aufregender werden, da ihre Beute jetzt umfangreicher ist. Dieses Argument erinnert stark an die Einführung von “Titangeschmiedet”, das von der WoW-Community nicht gut aufgenommen wurde und wieder aus dem Spiel entfernt wurde.
Ein weiteres Argument ist, dass die schwierigen Bosse jetzt noch langfristigere Ziele bieten sollen. Aber brauchen schwierige Bosse wirklich mehr Langzeitmotivation? Wenn ein Boss bereits schwer ist, dauert es sowieso schon lange genug, ihn ein paar Mal zu besiegen. Braucht es dann noch ein Item, das nur alle 20 Kills einmal dropt?
Das Experiment der “Very Rare”-Items vereint erhöhtes Maß an Glück (durch die niedrige Dropchance) mit viel Grind (wöchentlicher Besuch aller Schwierigkeitsgrade), um den Spielern mehr Macht zu geben. Weder das eine noch das andere ist besonders elegant oder toll. Beide Varianten haben in der Vergangenheit bereits für Unmut bei den Spielern gesorgt. Die Kombination dieser beiden Faktoren macht die Sache nicht besser.
Vielleicht mag meine Reaktion etwas übertrieben wirken, da es nur um vier Items in einem einzigen Raid-Tier geht. Aber ich bin von der Richtung, in die sich dieses Experiment bewegt, wirklich nicht begeistert. Vor allem, weil die Ankündigung der “Very Rare”-Items in einem großen Blog-Post versteckt war. Vielleicht liege ich am Ende auch völlig falsch, aber ich würde gerne wissen, was ihr von diesem System haltet – den “Very Rare”-Items?