Nach dem Meistertitel der kleinen Bayern in der 3. Liga entfachte eine Diskussion über den Umgang mit den Zweitvertretungen großer Vereine. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. Christian Jung und Bernd Winninger präsentieren nachfolgend ihre konträren Positionen.
+++ PRO +++
Die Forderung von Herbert Hainer, den Aufstieg der zweiten Mannschaften der Profivereine in die 2. Bundesliga zu ermöglichen, ist verständlich. Aber was spricht eigentlich dagegen? Die finanzielle Ausstattung der Zweitteams ist auf einem viel höheren Niveau als bei den meisten anderen Vereinen. In anderen europäischen Ländern ist es völlig normal, dass Zweitvertretungen bis in die 2. Liga aufsteigen dürfen. Warum also nicht auch in Deutschland?
Es stellt sich die Frage, welches Liga-Niveau Zweitvertretungen erreichen sollten. Warum nicht in die 2. Bundesliga? Und was bedeutet das für den Amateurfußball? Ein häufig vorgetragenes Argument, zweite Mannschaften sollten eine eigene Liga betreiben, greift zu kurz. Die Spieler sollen an den Profifußball herangeführt werden, der vor Zuschauern in Stadien mit richtigen Gegnern stattfindet. Deshalb spielen diese Teams im normalen Ligenbetrieb mit.
Mein Fazit: Lasst die kleinen Roten doch einfach in der Liga spielen, in die ihre Mannschaft dem wirtschaftlichen Potenzial nach viel besser passt. Wenn andere Vereine ebenfalls eine Zweitvertretung ins Rennen schicken möchten, sollte das den Fußballbetrieb in Deutschland nicht stören.
Christian Jung
— CONTRA —
Herbert Hainer fordert den Aufstieg der zweiten Mannschaften von Profivereinen in die 2. Liga. Doch betrachtet man sämtliche Faktoren, kann es nur ein klares “Nein” als Antwort auf diese Forderung geben. Zweitvertretungen nehmen einer anderen ersten Mannschaft einen Platz in der Liga weg. Das allein wäre Grund genug, Zweitvertretungen in eine eigene Runde auszugliedern.
Zudem führt der Aufstieg der Zweitvertretungen zu sportlicher und finanzieller Wettbewerbsverzerrung. Die kleinen Bayern haben bereits in der 3. Liga einen Marktwert, der einem Durchschnittszweitligisten entspricht. Der Etat der zweiten Mannschaft würde sich verdoppeln und die Konkurrenz benachteiligen. Auch die Talentförderung bei U-Mannschaften würde beeinträchtigt.
Es müssen klare Regeln für Zweitvertretungen geben, die die Talentförderung im eigenen Land stärken und andere Vereine nicht benachteiligen. In der 3. Liga hätte der Aufsteiger letztes Jahr Eichstätt oder Lübeck und nicht Wolfsburg II oder Bayern II heißen sollen.
Bernd Winninger