Zwischen Physik und Kontemplation

Zwischen Physik und Kontemplation

Manchmal bleiben die Wissenschaft und die Spiritualität in ihren eigenen Welten, scheinbar unverbunden. Doch in der Welt von Arnold Benz, einem renommierten Astrophysiker, verschmelzen diese beiden Welten auf faszinierende Weise. Betrachten wir das Universum mit all seinen physikalischen Gesetzen und Konstanten, erstaunen wir über seine beeindruckende Funktionsweise. Die Feinabstimmung des Universums ist bemerkenswert, und es scheint fast so, als ob eine göttliche Ordnung dahintersteckt. Doch wenn wir versuchen, dies physikalisch zu deuten, übersteigen wir die Grenzen der klassischen Physik.

Die Grenzen der Wissenschaft

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen Messinstrumente, um die Realität zu beobachten, und drücken die Ergebnisse in mathematischer Sprache aus. Sie betrachten die Realität von außen, als wären sie davon getrennt. Dies ermöglicht eine wissenschaftliche und “objektive” Untersuchung. Doch bei der Erforschung von Quantensystemen, den kleinsten Teilchen, stoßen sie an ihre Grenzen. Das Messen beeinflusst das Verhalten dieser subtilen Teilchen und offenbart somit die Unmöglichkeit einer vollständig objektiven Betrachtungsweise.

Dennoch sind die Vorgänge in der Quantenwelt, abgesehen vom Zufall, reproduzierbar. Die Wissenschaft misst also nur einen Ausschnitt der Realität und es bleibt unendlich viel zu erforschen. Es gibt immer noch ungelöste Rätsel. Aber können wir als Menschen Phänomene aus der Quantenwelt überhaupt wahrnehmen? Ja, sagt Benz, es gibt viele Beispiele dafür, wie beispielsweise die Quantenphänomene in Form von Farben.

Religiöse Innenschau

Nicht nur Beobachtungen, sondern auch Geistesblitze einzelner Menschen haben der Wissenschaft bereits bahnbrechende Erkenntnisse geliefert. Ein Beispiel dafür ist Michael Faraday, der im Labor intuitiv eine Vorstellung von elektromagnetischen Feldern entwickelte, die später von James C. Maxwell in mathematischer Formel ausgedrückt wurde. Diese Formel gilt bis heute als Grundlage für die Theorien elektromagnetischer Phänomene. Im Gegensatz zum rationalen Denken ermöglicht die Intuition ein unmittelbares Verständnis eines Phänomens. Benz glaubt, dass die Kunst und Intuition frische Impulse für die Wissenschaft liefern können.

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Für Benz gehören Kunst, Gefühle und religiöse Erlebnisse zur erweiterten Realität, die naturwissenschaftlich nicht fassbar ist. Dieser Bereich der Realität ist nur denjenigen zugänglich, die dafür offen sind. In der Kontemplation, einer Art Innenschau des Kosmos, versuchen Menschen, sich der Realität ohne Absicht und Zweck zu öffnen. In der Stille oder bei mystischen Erlebnissen können sie einen tieferen Einblick in das Innerste oder Höchste der Wirklichkeit gewinnen. Eine solche Schau können sie jedoch nicht bewusst herbeiführen – sie geschieht einfach.

Ein Beispiel für eine solche Innenschau ist der Schuster und Theosoph Jacob Böhme, der ein göttliches Licht erlebte und in einem zinnernen Gefäß das Geheimnis der Natur entdeckte. Für dieses Innerste kreierte Böhme den Begriff “Ungrund”, um auszudrücken, dass Gott das grundlose Unendliche ist – das ewige Eine, jenseits aller Unterscheidungen.

Die Verbindung von Physik und dem Ich

Wie wirkt der Begriff “Ungrund” auf einen Astrophysiker wie Benz? Er sagt, dass er es nicht vollständig versteht und dass die Wahrnehmung der nicht-naturwissenschaftlichen Realität schwer vermittelbar ist. Für solche Erlebnisse werden Metaphern oder Gleichnisse verwendet, wie sie in der Bibel vorkommen. Benz spekuliert, dass das zinnerne Gefäß eine Metapher für das Vakuum sein könnte, in dem virtuelle Teilchen entstehen können. Doch auch im Vakuum gelten physikalische Gesetze und Konstanten.

Kann eine solche Innenschau des Kosmos die Wissenschaft inspirieren? Benz sieht es eher umgekehrt: Die exakte Wissenschaft bereichert die innere Schau. Unser Weltbild wird eher von der Wissenschaft als von Kontemplation geprägt. Dennoch ist es erlaubt, emotional zu werden, wenn wir uns der wissenschaftlichen Erkenntnisse bewusst werden. Das fein abgestimmte Universum und die unvorstellbare Größe des Kosmos sind wahrhaftige Wunder. Das Staunen über diese Wunder verbindet die Physik mit dem Ich und seinen existenziellen Erfahrungen und Fragen.

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Fazit

Das Universum ist ein erstaunlicher Ort, der sowohl durch physikalische Gesetze als auch durch tiefe spirituelle Dimensionen geprägt ist. Arnold Benz hat einen Weg gefunden, diese beiden Welten zu verbinden und offenbart uns eine neue Perspektive auf die Realität. Wir werden weiterhin staunen und uns mit offenen Herzen der Erforschung des Universums widmen, sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf spiritueller Ebene.

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Quellen: Der Schweizer, der nach den Sternen greift: SRF-Interview mit Thomas Zurbuchen (26.6.2022) Claudia Brink und Lucinda Martin (Hg.): Grund und Ungrund – Der Kosmos des mystischen Philosophen Jacob Böhme, Staatl. Kunstsammlungen Dresden, Dresden 2017. Buchtipp: Arnold Benz und Ruth Wiesenberg Benz: Das Universum – Wissen und Staunen, Berchthold Haller Verlag, Worblaufen 2019. Weitere Bücher, Audios und Videos auf www.arnoldbenz.ch